Full text: Rationalisierung als Kulturfaktor

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keit“, „intelligenter Gehorsam“ und Freude an der Arbeit. Hierzu soll 
vor allem die Anspornung des jugendlichen Ehrgeizes dienen. 
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die paͤdagogisch⸗technische 
Seite der Dintabewegung erhebliche Vorzüge hat. Sie geht von 
dem richtigen Gedanken aus, daß die rationalisierte Wirtschaft 
nicht mehr so sehr wie das Handwerk oder die vorkapitalistische In⸗ 
dustrie auf eine berufliche Spezialausbildung des Arbeiters ange⸗ 
wiesen ist, sondern daß sie vielmehr einer technischen Allgemeinbildung 
bedarf, also weit mehr Kenntnisse in der Ausfindigmachung von 
Material⸗ und Konstruktionsfehlern, Konzentrationsfähigkeit, Exakt⸗ 
heit, Aufmerksamkeit, Pünktlichkeit und dergleichen unter dem General⸗ 
nenner „Wendigkeit“ zusammenzufassende Eigenschaften erfordert, als 
handwerkliches Einzelwissen. In der Tat wird der moderne pädago⸗ 
gische Geist des Dintainstituts ebenso wie der sozialpolitische Wert der ein⸗ 
zelnen Fürsorgeeinrichtungen von den Gewerkschaften auch rückhaltlos 
anerkannt. Die „Ausbildung des Facharbeiternachwuchses in sicherlich 
gutgeleiteten großindustriellen Lehrlingswerkstätten“, heißt es bei⸗ 
spielsweise in einem Artikel, Grundlage und Methode der neuen psycho⸗ 
logischen Arbeitspolitik der Unternehmer“ von Fritz Fricke in Nr. 22 
des Jahrganges 1927 der, Gewerksschaftszeitung“ des ADGB.,„dürfte 
dem Wunsche vieler Arbeiter um so stärker entsprechen, als die vielfach 
zur Ausbeutung entartete Lehrlingsausbildung beim Kleinmeister 
gerade von den besten und klassenbewußten Arbeitern verabscheut 
wird. Die Arbeit in Invaliden⸗ und Alterswerkstätten wird manchem 
alten oder kranken Arbeiter eine größere Lebenssicherheit und mehr 
Lebensmut geben, als eine karge Invaliden⸗ oder Altersrente.“ Der 
Stein des Anstoßes ist also nicht das Was, sondern das Wie der 
Schulungsmethode, ist vor allem die völlige Inanspruchnahme der 
Jugendlichen durch das Werk, die es ihnen unmöglich macht, für Fa⸗ 
milien⸗ und Gewerkschaftsinteressen oder für ihre persönliche Bildung 
nach eigener Wahl und eigenem Geschmack die notwendige Zeit zu 
erübrigen. Daneben ist es die „Ertüchtigungspropaganda“, die 
A. Tatsachen
	        
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