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DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE
48. DIE MITARBEIT DERSCHRIFTSTELLER
UND JOURNALISTEN
In den Bureaus der Kurdirektionen und Fremdenverkehrs-
vereine, der Gemeindeämter, zuweilen‘ auch in den Direktions-
bureaus großer Kurhotels gehen sehr oft Zuschriften von
Schriftstellern ein, die sich erbieten, ihre Feder in den Dienst
des Ortes oder der Landschaft zu stellen. Ein besonders charak-
teristischer Fall verdient kurzes Verweilen. Der Kurdirektion
eines viel besuchten Kurortes war das Gesuch unterbreitet
worden, einem Schriftsteller für einige Wochen unentgeltlichen
oder wenigstens sehr billigen Aufenthalt in einem guten Hotel
zu verschaffen, damit der Betreffende die nötigen Studien für
einen Roman an Ort und Stelle machen könne. Der Schauplatz
des Romans sollte jener Kurort sein.
Es ist gewiß nicht uninteressant, gar manchem Kurortleiter
und Hotelbesitzer sicher sogar willkommen, daß ich auch dieses
eigenartige Thema behandle. Die Auffassungen, wie man sich
gegenüber solchen Wünschen verhalten solle, sind nämlich
sehr verschieden und eine Klärung kann nur von Vorteil sein.
Zunächst sei an ein paar Beispiele aus dem Leben erinnert.
Berchtesgaden in Oberbayern hat im Sommer 1925 einen
Gedenktag zu Ehren eines Schriftstellers gefeiert, der nicht
mehr unter den Lebenden weilt und doch heute noch für den
genannten Kurort als begeisterter und überzeugender Werber
wirkt: Ludwig Ganghofer! Viele seiner Romane haben
Berchtesgaden und seine Umgebung zum Schauplatz, und die
Berchtesgadener selbst sind davon überzeugt, daß sie Ganghofer
sehr dafür zu danken haben, daß die Kunde von den Schön-
heiten ihres Landes sich so weit verbreitete. Tatsächlich haben
Ganghofers Romane, „Die Martinsklause‘“, ‚„„Gotteslehn“‘, „Das
große Jagen‘, „Der Ochsenkrieg‘“ usw., wohl mehr Freunde
für jenes Fleckchen Erde geworben als hochbezahlte Inserate.