364
DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE
viel Wasser den Neckar hinunter, bis der Sänger Alt-Heidel-
bergs und des Trompeters von Säckingen zu den Berühmtheiten
zählte. Man wird hier eben individuell entscheiden müssen. Es
kann unter Umständen einem Kurort oder einem Landschafts-
gebiet unvergänglichen Ruhm bringen, wenn sie auf dem
schweren Werdegange eines Schriftstellers ihm hilfreich die
Hand geboten haben.
Auf diesem Gebiete Beispiele aus der Praxis anzuführen,
dürfte sich wohl erübrigen. Nur ein einziges sei kurz gestreift.
Im Sommer 1925 fand ich in einer Anzahl deutscher, öster-
reichischer und tschechischer Zeitungen und Zeitschriften eine
feuilletonistische Plauderei von Kasimir Edschmid über Baden-
Baden. Sie begann:
„Wenn man mich aus dem Schlafe weckt und fragt,
welches der schönste Ort in Deutschland ist, werde ich sofort
sagen: Baden-Baden.‘
Dieser Anfang ist besonders wirkungsvoll. Er reizt zum
Weiterlesen. Auch der nicht gerade für Orts- oder Reise-
beschreibungen Schwärmende wird neugierig gemacht. Man
will wissen, wie Edschmid sein ultimatives, keck an die Spitze
gesetztes Werturteil nun wohl begründen wird. Der Anfang ist
schwer, und er ist bei der feuilletonistischen Reklamearbeit
besonders wichtig. Hängt es doch von ihm in den meisten
Fällen ab, ob der Aufsatz überhaupt gelesen wird. Deshalb ist
auch die Mitarbeit des Berufsschriftstellers wichtig, weil er rein
technisch sowohl als auch künstlerisch die geschicktere Hand
haben wird.
Auch für die Werbearbeit aller großen, auf internationalen
Reiseverkehr eingestellten Hotelbetriebe ist die Mitarbeit von
Schriftstellern wichtiger und wertvoller, als viele Fachleute
meinen. Jedenfalls bin ich davon überzeugt, daß man sich in
den Fachkreisen des Hotelgewerbes noch nicht ganz klar
darüber geworden ist, was es bedeutet, wenn irgendein viel
gelesener Autor seinen Roman in einem bestimmten Hotel
spielen läßt, oder wenn er den Namen irgendeines Hotels
einige Male in unauffälliger und doch wirksamer Weise zitiert.
Man lese in dem Kapitel über „Literarische Werbung für ein
Großstadt-Hotel‘“ nach, was ich zu diesem Thema geschrieben
habe. Das Wesentliche wiederhole ich nochmals kurz:
F. R. Nord schreibt in seinem vielgelesenen Ich-Roman „‚Ker