Full text: Das Hotel- und Gastgewerbe

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DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE 
81. DER RÜHETAG DER FRAUEN 
Im Geiste sehe ich das erstaunte Gesicht des Lesers, wenn 
sein Blick auf diese geheimnisvolle Überschrift fällt. Gemach! 
Man wird sogleich in noch größeres Erstaunen fallen, wenn 
man sieht, daß ich in diesem, der Reklame und Werbung ge- 
widmeten Werke Intimitäten aus dem Eheleben ausplaudere. 
Aber ich bleibe ganz ruhig. Weiß ich doch, daß die Frauen mir 
für dieses Kapitel ein Denkmal setzen werden. Es braucht 
nicht aus Stein zu sein. Bei den Frauen soll überhaupt nichts 
aus Stein sein. Im Gegenteil. Doch ich sehe, der Leser wird un- 
geduldig. Er wartet auf Intimitäten. Hm! 
In den langen Jahren, die ich die sogenannten Ehefesseln 
mit männlicher Würde und Heldenhaftigkeit getragen habe, 
ist in meinem Haushalt an Sonn- und Feiertagen nicht ein 
einziges Mal gekocht worden. Vom ersten Ehetage an habe ich 
meine Frau Sonn- und Feiertags in eines jener behaglichen 
Hotel-Restaurants zum Essen geführt, die es heutzutage wohl 
in jeder Stadt des europäischen Kontinents gibt. Aber auch an 
den Tagen der sogenannten „Großen Wäsche“ und beim 
„Großen Reinemachen“ habe ich das gleiche getan. Als dann 
mein Mädelchen „stubenrein“ geworden war, wurde es eben- 
falls mitgenommen und so lernte das kleine Ding frühzeitig und‘ 
spielend, sich in der großen Öffentlichkeit zu benehmen. 
Den größten Vorteil von dieser Einrichtung hatte ich selbst. 
Bei uns gab es Sonn- und Feiertags niemals Abhetzerei und 
schlechte Laune, weil an solchen Tagen, des nur an seinen 
Magen denkenden egoistischen Ehemannes wegen, reichlicher 
und besser gekocht werden muß, was für die Frau vermehrte 
Arbeit und Sorge bedeutet. Wir haben jeden Sonn- und Feiertag 
in Ruhe und Schönheit verlebt, und die Hausfrau hatte wenig- 
stens einen Tag in der Woche, an dem sie, frei von den klein- 
lichen Küchensorgen, aufatmen und sich selbst und dem Manne:
	        
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