Full text: Das Hotel- und Gastgewerbe

GROTESKE REKLAME DURCH ORTHOGRAPHISCHE SCHNITZER 81 
dieser schönen Groteskreklameseele. Ca me dit heißt nämlich: 
das sagt mir, während es heißen soll: samedi — Samstag. Dix 
manche heißt wörtlich übersetzt zehn Ärmel (richtig müßte es 
jedoch dix manches heißen). Sagen will der Reklamekünstler 
aber eigentlich Dimanche — Sonntag! Faites de 14 a 24 heures 
würde wörtlich heißen: Gemacht von 14 bis 24 Uhr. (In Frank- 
reich zählt man die Tageszeit bekanntlich von 1 bis 24.) 
Ankündigen will der Schelm: Fetes — An Feiertagen. 
Etablissemant ultrat mauderne müßte, richtig geschrieben, 
so aussehen: Etablissement ultra moderne. Die Worte klingen 
dem französischen Ohr in dieser „modernen“ Schreibweise ganz 
verrückt. Das Gleiche ist mit Oh-barre de la Marne Pont de 
Bry-s/Marne der Fall. Sagen will der Nachfolger von Herrn 
Robin (Successeure — Nachfolger, das „e‘ am Ende ist über- 
(lüssig), daß sein Etablissement an der Schranke (au barre) 
der Marne-Brücke liegt. Durch den Schreibfehler macht er aber 
einen Seufzer daraus: Oh Schranke! Aviss Importan soll ein 
„Wichtiger Hinweis“ sein und müßte „Avis important“ geschrie- 
ben werden. Der „Hinweis“ selbst ist wiederum eine köstliche 
Leistung. Gemeint ist, daß man im Maison Dupont keine 
„Flintenschüsse‘“ erhält. Das hätte so angekündigt werden 
müssen: On ne recoit pas de coup de fusil. Ressoit ist Unsinn 
und Cou de fusit (statt fusil) ist geradezu Blödsinn, denn cou 
heißt Hals. Man bekommt dort also keinen Flintenhals. 
Terace naturel unique (es müßte heißen: Terrasse naturelle 
UNIque — einzigartige natürliche Terrasse) reiht sich dem vor- 
ausgegangenen Blödsinn würdig an, ebenso wie die „Sallons 
particulies en plaine aire“. Richtig: Salons particuliers en pleine 
are — Separate Salons in freier Luft. Sie sind natürlich genau 
so unmöglich wie die terrasse naturelle, die „natürliche 
Terrasse“. Oder hat jemand schon mal eine unmnatürliche 
Terrasse oder einen abgeschlossenen Salon im Freien gesehen? 
Wenn man diese Anzeige Wort für Wort studiert, so erkennt 
man, daß hinter dem scheinbaren Blödsinn jener wortspieleri- 
sche gallische Esprit sich verbirgt, in dem der zungengewandte 
Franzose zu Hause ist und mit dem er so gern brilliert. Ein 
Muster für diese übermütigen Wortspielereien ist die drastische 
Übersetzung des bekannten Schillerzitates aus Don Carlos: Arm 
in Arm mit dir, so ford’re ich mein Jahrhundert in die 
Schranken: — Pauvre en pauvre avec toi je demande mon 
siecle dans mes armoires. Damit komme ich zu dem Punkt. der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.