Revolution auf dem Lande. Darüber aber ist nun kein Zwei-
fel möglich: der Zauber des Eigentums wirkt auf die ärmste
Bauernschaft, teilweise aber auch auf die Landarbeiter, so
stark, daß das Ziel dieser Bauern nur die Erweiterung ihres
Besitzes auf Kosten der Großbetriebe sein kann. Das Er-
gebnis der sozialen Revolution auf dem flachen Lande kann
daher lediglich in der Zertrümmerung der kapitalistisch orga-
nisierten Landwirtschaft und in der völligen Zersplitterung
der Produktion bestehen.
Was soll nun aber der sozialistische Staat mit diesen Mil-
lionen von Zwergbetrieben anfangen? Wie kann er diese
gewaltige kleinbürgerliche Masse in den Rahmen der Plan-
wirtschaft eingliedern und ihnen den Antrieb zur baldmög-
lichen Verschmelzung in kollektive Großbetriebe geben?
Selbst wenn irgendwelche Aussichten für eine solche Ver-
schmelzung beständen, so würde diese doch eine ungeheure
Zeitspanne zu ihrer Vollendung erfordern. Allein worauf
könnte man eine Hoffnung auf Erfolg hier gründen? Hat
doch die landwirtschaftliche Genossenschaftsbewegung bei
all ihrer ungeheuren Entwicklung noch nirgends zur Ent-
stehung von ländlichen Kollektivbetrieben geführt.
Die Produktivgenossenschaft kann nicht einmal auf dem
Gebiete der industriellen Produktion auf irgendwelche erheb-
lichen Erfolge hinweisen, obgleich nicht wenig Anstrengun-
gen nach dieser Richtung hin gemacht wurden. Ja, es läßt
sich mit einem’ gewissen Grunde behaupten, daß die Idee
des Staatssozialismus im Zusammenhange mit den Miß-
erfolgen der Produktivgenossenschaft entstanden sei. Soll
nun die Produktivgenossenschaft im Bereiche der Landwirt-
schaft vielleicht deswegen Erfolgsschancen haben, weil hier
die Vorteile des Großbetriebs selbst zweifelhaft sind? Oder
deswegen, weil die genossenschaftliche Verschmelzung der
landwirtschaftlichen. Betriebe auch diejenige der Haushalte
erfordert, was nun seinerseits mit eigentümlichen Schwierig:
keiten verbunden ist? Unsere Versuche, ländliche Kollektiv-
wirtschaften künstlich ins Leben zu rufen, konnten natürlich
nichts Positives zeitigen.
So bleibt, um die Bauern in die Planwirtschaft einzuglie-
dern, nur das eine Mittel übrig: sie als Landarbeiter zu be-
trachten, die auf staatlichem Boden sitzen und verpflichtet
sind, nach Weisungen des Staates zu wirtschaften und das
ganze Produkt ihrer Arbeit dem Staate abzuliefern. Allein
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