Il. Erste Versuche
Obwohl an den Verhandlungen der Internationalen Arbeiter-
Kongresse, der Internationalen Sozialistischen Arbeiter- und
Gewerkschaftskongresse, der Internationalen Sozialisten-Kon-
gresse usw. auch vielfach Gewerkschaftsvertreter teilnahmen
und ab und zu gewerkschaftliche Fragen behandelt wurden,
kann hier auf diese Veranstaltungen nicht eingegangen werden,
da sie vor allem politischer Art waren. Bei solchen Gelegen-
heiten und auch in Publikationen verschiedener Art wurden
auch nur Richtlinien für die nationalen Gewerkschaften auf-
zestellt, ohne daß der Versuch gemacht wurde, sie inter-
national zusammenzufassen. Die ersten praktischen Schritte
zur Herbeiführung einer internationalen Zusammenarbeit der
Gewerkschaften wurden auf dem vom parlamentarischen
Komitee des englischen Gewerkschaftskongresses im Jahre
[1888 nach London einberufenen Kongreß unternommen. Dieser
vereinigte 123 Delegierte, von denen 79 Engländer waren. Im
ganzen waren 850000 englische und 250000 festländische Ar-
beiter vertreten. Die deutschen, österreichischen und russi-
schen Organisationen waren vom parlamentarischen Komitee
nicht eingeladen worden, was von allen kontinentalen und
auch einigen englischen Delegierten scharf verurteilt wurde.
Der Kongreß nahm infolge der Gegensätze zwischen der
großen Mehrzahl der englischen Delegierten und’ den übrigen
Delegierten einen sehr unerfreulichen Verlauf. Es gelangten
folgende Fragen zur Behandlung: 1. Schwierigkeiten in der
Nerbeiführung des gewerkschaftlichen Zusammenschlusses in
andern Ländern; 2. Beste Organisationsmethoden in den ver-
schiedenen Ländern; 3. Beschränkung der Produktion durch
Verkürzung der Arbeitszeit; 4. Regelung der Arbeitszeit.
Ein weiterer Versuch, eine internationale Zusammenarbeit
herbeizuführen, wurde von den französischen Gewerkschaften
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