lich erscheint. Jedenfalls müßten wir damit noch einige Zeit
warten, sowie auch die Meinung der angeschlossenen Organi-
sationen einholen. Soweit der Internationale Gewerkschafts-
bund in Frage kommt, ist, obgleich ich in der angegebenen
Weise mit fast allen Landeszentralen in Korrespondenz stehe,
noch von keiner Seite eine Andeutung über die Verlegung des
Sitzes gemacht worden.“
Am 23. November versandte Legien in dieser Angelegen-
heit an die angeschlossenen Landeszentralen nachstehendes
Zirkular:
„Werte Genossen!
Von der Landeszentrale der Niederlande ist angeregt
worden, für den Internationalen Gewerkschaftsbund während
der Kriegszeit eine Korrespondenzadresse in einem neutralen
Lande einzurichten, damit die Verbindung zwischen den Ge-
werkschaften der am Kriege beteiligten Staaten nicht voll-
ständig verloren geht.
Die internationale Korrespondenz wird sich in dieser Zeit
nur auf allgemeine Mitteilungen erstrecken können, weil von
einer Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten jetzt wohl
kaum die Rede sein kann, Nun habe ich während der Dauer
des Krieges sowohl Zuschriften von dem Genossen Jouhaux,
als auch von dem Genossen Appleton erhalten. Die Verbindung
mit den Zentralen dieser im Kriege mit Deutschland befind-
lichen Länder ist somit nicht vollständig unterbrochen. Die
Meinung der Vertreter der Gewerkschaiten in Frankreich und
England ist die gleiche wie die der Gewerkschaftsvertreter
in Deutschland. Sie geht dahin, daß dieser Krieg bis zum
bitteren Ende ausgefochten werden muß. Allerdings sind die
Voraussetzungen, auf die sich diese Meinung gründet, sehr
voneinander abweichend. Die Richtigkeit dieser Voraussetzun-
gen zu untersuchen, ist gegenwärtig nicht angebracht.
Wenn die Vorsitzenden der Landeszentralen, so wie ich,
Gelegenheit haben, die Arbeiterpresse aller Länder fortlaufend
zu verfolgen, so werden sie zugeben müssen, daß die Arbeiter-
presse Deutschlands, abgesehen von wenigen Entgleisungen,
die auch wir nicht völlig verhindern können, allgemein bemüht
ist, die Tatsachen objektiv zu würdigen. Ob mein Urteil rich-
tig oder dadurch getrübt ist, daß ich in Deutschland wohne,
möge an Hand der Arbeiterpresse der kriegführenden Länder
geprüft werden. Die Prüfung dürfte ergeben, daß ein Grund
zum Mißtrauen gegen die in Deutschland befindliche Leitung
der gewerkschaftlichen Internationale kaum vorliegen kann.
Trotzdem erscheint es mir Praktisch, der Anregung der
Landeszentrale der Niederlande Folge zu leisten. Bei dem
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