Die Ursachen der Konzentration 9
im Zeichen der Spezialisierung, auf der anderen Seite ertönt immer
lauter der Ruf nach Konzentration. In Wahrheit ist eine dieser Er-
scheinungen durch die andere bedingt. Die bekannten Vorteile der
beruflichen und technischen Arbeitsteilung setzen einen entsprechend
großen Umsatz des Erzeugnisses voraus, denn die Einstellung einer
Maschine, welche die immer teurere Handarbeit erspart, wird erst
rentabel, wenn die in der Maschine steckende vorgetane Arbeit geringer
ist als die ersparte Handarbeit. Wenn an einer Ware bei Handarbeit
zwanzig Geldeinheiten Lohn und bei Maschinenarbeit nur fünfzehn
Geldeinheiten Lohn haften, der Anschaffungspreis der Maschine aber
50 000 Geldeinheiten beträgt, so beginnt die Rentabilität erst bei einem
Umsatz von mindestens 10000 Stück der fertigen Ware. Deshalb hat
auch nicht der technische Erfindungsgeist den Anstoß zur Entstehung
der modernen Fabriksindustrie gegeben, sondern die Verdichtung der
Bevölkerung und die Ausgleichung ihres Bedarfes durch den Verkehr.
Für den Großbetrieb erhöht sich die Rentabilität schon bei gleich-
bleibenden Kosten, um so mehr natürlich bei den durch Arbeitsteilung
sinkenden Kosten durch steigenden Umsatz sehr rasch. In jedem Unter-
nehmen gibt es gleichbleibende Kosten (Verzinsung und Abschreibung
des Anlagekapitals, Miete, Licht und Beheizung, allgemeine Personal-
auslagen usw.) und veränderliche (Material und Lohn). Nehmen wir
an, eine Fabrik habe bei einem Umsatz in fertiger Ware von 100 Millionen
Geldeinheiten 20 Millionen gleichbleibende und 70 Millionen veränder-
liche Kosten und 10 Millionen Gewinn, so wird sich bei einer Verdoppelung
des Umsatzes auf 200 Millionen bei gleichbleibenden Kosten von 20
und fveränderlichen von 140 Millionen der Gewinn auf 40 Millionen
stellen, also vervierfachen bei denselben Kosten und demselben Gewinn-
zuschlag für die Produkteinheit,
Mit der Steigerung der Erzeugung hält freilich die des Umsatzes
nicht immer Schritt. Die industrielle Entwicklung emanzipiert sich
von der ursprünglichen natürlichen Gebundenheit, die sich aus der Ab-
hängigkeit von vorhandenen Arbeitskräften und Rohstoffen ergibt.
Die Maschine macht die menschliche Arbeitskraft um ein Vielfaches
leistungsfähiger, ermöglicht also der Industrie eine Erweiterung weit
über die von der Menschenzahl gesteckte natürliche Grenze hinaus,
Bezüglich der Rohstoffe vollzieht sich aber eine steigende Boden-
emanzipation (Ersatz von Holz durch Kohle, von Kohle durch Fern-
leitung von elektrischem Strom, von Farbstoffpflanzen, Salpeter, Dünger
durch chemische Produkte usw.). Die Erweiterung des Absatzes ist
aber nicht immer im gleichen Tempo möglich. Die Verschiedenheit
der Bedürfnisse ist durch entsprechende Versuche festzustellen (z. B.
bei Bodenbearbeitungsmaschinen und Düngemitteln), für jede Neuheit
müssen die Verbraucher erst durch eine mühselige und kostspielige