Die vertikale Konzentration
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Eisenindustrie die Blechwalzwerke mit Eisenblechen bestimmter Qualität.
Die vertikale Konzentration kann nur in dem Erzeugungsvorgange,
der sich innerhalb eines Produktionszweiges infolge fortschreitender
beruflicher Arbeitsteilung (Spezialisierung) auf eine immer größere Zahl
von selbständigen Betrieben und Unternehmungen verteilt, vom Roh-
und Hilfsstoff (Erz, Kohle) angefangen über alle Zwischenerzeugnisse
(Roheisen, Stahl) und Halberzeugnisse (Blech, Draht) bis zum feinsten
Fertigerzeugnis (Maschine, Apparat, Schiff), ja sogar unter Einbeziehung
der Verkaufsorganisation eine zusammenhängende Kette von ineinander-
greifenden Betrieben bilden. Der idealste Zustand wäre erreicht, wenn
die Versorgung durch die Betriebe der eigenen Vereinigung, aber auch
die Verarbeitung in diesem Rahmen eine so vollständige wäre, daß
ein Zukauf auf freiem Markt, aber auch ein Verkauf außer bei den Fertig-
erzeugnissen nicht nötig wäre. Er ist gewöhnlich nicht erreichbar, weil
der Materialbedarf auf den verschiedenen Erzeugungsstufen schwankt,
daher oft Materialien zugekauft oder Zwischen- und Halberzeugnisse
an fremde Betriebe abgestoßen werden müssen. Der Zusammenschluß
kann von jeder Stufe aus erfolgen, sich also in dem Erzeugungsvorgang
sowohl nach vorwärts in der Richtung zum Fertigerzeugnis als auch
nach rückwärts in der Richtung zum Roh- oder Hilfsstoff bewegen.
Das ergiebigste Feld eröffnet hiefür die Eisenindustrie, weil sie sich
aus besonders vielen selbständigen, aber aufeinander angewiesenen
Betrieben zusammensetzt. In Deutschland gibt es Hüttenzechen, nämlich
Hochöfen, welche sich Kohlengruben angegliedert haben, und umgekehrt
Zechenhütten, nämlich Kohlenwerke, zu denen Hochöfen gehören.
Ein Stahlwerk kann sich nach rückwärts verbinden mit Werken zur
Gewinnung von Kohle, Koks und Eisenerz, sowie zur Reduzierung
des Eisens zu Stahl, aber auch nach vorwärts mit Werken zur Ver-
arbeitung des Stahls zu Blechen, Stäben, Trägern, Schienen, wobei der
besondere Vorteil der Weiterverarbeitung des Stahlblockes in derselben
Hitze gewonnen wird, und schließlich mit Werken zur Herstellung von
Maschinen, Brückenkonstruktionen, Geschützen und Schiffen. Ver-
einigungen in vertikaler Richtung kommen aber auch vor zwischen
Spinnereien mit Webereien, Rohzuckerfabriken mit Zuckerraffinerien,
Spiritusbrennereien mit Spritfabriken und Likörfabriken, Buchdruckereien
mit Buchbindereien und Schriftgießereien, Buchhandlungen mit Buch-
üdruckereien usw.
In solchen Fällen entwickelt sich leicht ein Gegensatz zwischen
den sogenannten reinen und gemischten Betrieben, der oft eine Schwierig-
keit bildet für eine horizontale Konzentration. Der gemischte Betrieb
kommt mit seinen Vorprodukt nicht auf den Markt, hat also kein Interesse
an einer Einschränkung der Erzeugung oder des Verkaufes, wenn der
weiterverarbeitende Betrieb so beschäftigt ist, daß er die gesamte