Full text: Die wirtschaftliche Konzentration

Vorwort 
Die unter den Schlagworten Kartelle und Trusts bekannte Bewegung 
zur Erzielung unmittelbarer Vorteile für die Erwerbswirtschaft ist so 
vielgestaltig geworden, umfaßt nicht bloß Betriebe und Unternehmungen, 
sondern auch Effektenkapital aller Art, daß mir hiefür der Titel „Wirt- 
schaftliche Konzentration‘ am besten geeignet erscheint, den gesamten 
Inhalt zu decken. Der vereinzelt angewendete Ausdruck ‚.Betriebs- 
konzentration‘“ ist wohl etwas zu eng. Die Abgrenzung gegenüber den 
Interessenvertretungen (Kammern, freien Vereinen usw.) und den 
Genossenschaften ist dadurch gegeben, daß sie nicht wie diese mittelbar 
durch Verbesserung der Gesetzgebung und Verwaltung oder der Vor- 
bedingungen bei der Produktion, dem Einkauf oder Absatz die Erwerbs- 
wirtschaft fördern, sondern durch Schaffung einer höheren Organisation 
rationalisieren wollen. 
Meine grundsätzliche Einstellung zu dieser Konzentrationsbewegung, 
die sie im Widerspruch zur herrschenden Meinung nicht als Auswuchs, 
sondern als notwendige Erscheinung ansah, hat sich seit meiner ersten 
Schrift über Kartelle (1892) nicht geändert. Die Kartelldebatte auf 
der Genfer Weltwirtschaftskonferenz 1927 hat trotz der dabei zutage 
getretenen Meinungsverschiedenheiten gezeigt, wie sehr sich die Stimmung 
gewendet hat, da selbst britische Nationalökonomen die Konzentrations- 
bewegung nicht mehr ablehnen. 
Wien, im Oktober 1927 
Gruntzel
	        
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