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Vierter Teil. 
daß wenigstens Ehen im gleichen Alter geschlossen werden. Auf 
lange Jahre hinaus wird also ein geringerer Teil der Bevölke- 
rung als sonst verheiratet sein und unter allen bestehenden 
Ehen werden weniger jüngere Ehen als vor dem Kriege vor- 
handen sein‘“115, Soweit die bisher vorliegenden Statistiken 
Deutsch-Österreichs118$ und Wiens!!? eine Nachprüfung dieser 
Voraussagungen zulassen, ist ihre Bestätigung bisher nicht ein- 
getroffen. Im Vergleich mit dem Jahre 1913 haben die Ehe- 
schließungen pro 1000 Einwohner (7,05) in den der heutigen 
Republik Österreich zugehörigen Landstrichen nach Kriegsende 
keine Verminderung, sondern im Gegenteil eine erhebliche 
Steigerung erfahren, die im Jahre 1920 mit 13,41% ihren 
Höhepunkt erreichten, dann allerdings ständig wieder zurück- 
singen (1921: 12,57%, 1923: 11,42%), im Jahre 1923 aber 
mit 8,65% immer noch über dem Satz von vor zehn Jahren 
standen, In der Stadt Wien im besonderen ergeben sich, die 
Zahl der Trauungen des Jahres 1909 = 100 gesetzt, für die 
erste Nachkriegszeit Indexzahlen zwischen 137 (19719) und 
63 (1920), die dann ebenfalls langsam fallen (1921: 153; 
1922: 139; 1923: 103), aber erst in den Jahren 1924 (98) 
und 1925 (g1ı) etwas unter den Stand von 1909 herabsinken. 
Für Österreich wäre hierdurch also der Beweis erbracht, daß, 
wenigstens für die ersten fünf Nachkriegsjahre, das gesteigerte 
männliche Heiratsbedürfnis den zahlenmäßigen Ausfall an 
ledigen Männern nicht nur kompensiert, sondern sogar über- 
Aügelt hat. Inwiefern etwaige Verschiebungen im Heiratsalter 
stattgefunden haben, ist leider aus den erwähnten Statistiken 
nicht zu ersehen. Für England wissen wir, daß nach dem Kriege 
145 Paul Mombert, Die Gefahr einer Übervölkerung für Deutschland, 
Tübingen 1919, Siebeck, S. 10. 
16 Bundesamt für Statistik, Statistisches Jahrbuch für die Republik Öster- 
eich, VI. Jahrg., Wien 1925, S. 24. 
27 Schiff, S. 5.
	        
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