b). Der Ausgleichsmechanismus des Devisenmarkts (internationales
Zahlungselearing).
Weitere Klarheit gewinnen wir durch eine Betrachtung des internationalen
Zahlungs-Großverkehrs. Praktisch erfolgt der Ausgleich von Export und Import nicht
so, daß nur für 10 plus 2 Milliarden Mark Ziehungen ausgestellt werden. Es wird
vielmehr beiderseitig „trassiert‘“, d. h. für unsere 10 Milliarden Mark Export ent-
stehen Wechsel und sonstige Zahlungsanweisungen, und ebenso tätigen die aus-
ländischen Exporteure auf uns aufgrund unserer Importe für 12 Milliarden Mark
Ziehungen von Wechseln usw., so daß insgesamt hüben und drüben ein Devisen-
material von 22 Milliarden Mark zunächst entsteht. Das beruht:
1. auf betriebswirtschaftlicher Verkehrsgewohnheit, indem fällige Fakturen-
beträgs durch Ausschreibung von Tratten „entnommen“, trassiert werden. Für
sehr viele, wenn nicht für die meisten Branchen ist es gleichgültig, ob der be-
zogene Schuldner im Inland oder Ausland sitzt, die Bank übernimmt die Wechsel
unterschiedslos, deutsche zum entsprechenden Diskont, ausländische zum ent-
sprechenden „Kurs“, Für den Warenhandel kommt die theoretische Möglich-
keit meist gar nicht in Frage, ausländische Guthaben aus Warenlieferungen durch
„Rimessen‘“ herein zu holen, also den ausländischen Schuldner zu veranlassen,
Wechsel oder Schecks auf Deutschland zu kaufen und als Zahlung zu remittieren.
Genau gleiche Verhältnisse gelten vom Ausland nach hier. Ausnahmen sind natür-
lich gegeben. Im Großverkehr der Welthandelsartikel und im Verkehr unter nicht
genügend übersehbaren Kreditverhältnissen kommt hinzu die Ersetzung der relativ
unbekannten Adressen der Warenkäufer und -verkäufer durch die relativ bekann-
teren Adressen des internationalen Bankverkehrs (das Remboursgeschäft der
Banken).
2. elta ist das Inkasso durch Tratten zwingende Branchen-Usance, so-
daß es dadurch nicht zur Remittierung kommt. ;
3. Der Zug-um-Zug-Charakter des internationalen Warengroßverkehrs bedingt
die sogenannte dokumentierte Tratte —. d. i. die internationale Parallele zur Post-
oder Eisenbahnnachnahme im Inlandsverkehr —, die folglich sowohl von unseren
wie von den ausländischen Exporteuren ausgestellt wird, sodaß im ganzen, wie
schon gesagt, praktisch nicht für 12 sondern für 22 Milliarden Mark Tratten,
Akzepte, Schecks und sonstige Ausschreibungen mindestens entstehen. Dazu kom-
men Zahlungen für Frachten, Zinsen, Gebühren, eingeräumte Kredite, Effekten-
verkäufe usw.
Damit ist jedoch der Umfang des Devisenverkehrs noch nicht umrissen,
das Devisenmaterial erfährt eine abermalige außerordentliche Vergrößerung durch
folgende Verkehrsgewohnheit der Banken, Bei unseren Banken fließen die meisten
der im Inland ausgestellten Devisen zusammen und werden von ihnen an aus-
Jändische befreundete Banken zur Gutschrift remittiert. Verkauft eine inländische
Bank für sie überschüssige Valuta-Beträge im Inland, so gibt sie fast nie oder nur
selten die von ihrer Kundschaft einlaufenden Originale, Wechsel usw., sondern
statt dessen „eigene Ausschreibungen“ (Schecks, Auszahlungen, Tratten) ab, weil
die einlangenden Originale und die von den Käufern verlangten Abschnitte be-
züglich Fälligkeit und Betrag höchstens zufällig zu einander passen, und ferner
die Bank die aus den Originalen sich ergebenden Geschäftsbeziehungen nicht preis-