Der Ausgleichsmechanismus des Devisenmarkts (internationales Zahlungs-Clearing) 13
Tatsächlich geht die Initiative zur Regulierung der Schuldverhältnisse
teils von Berlin, teils von Zürich aus. Wir wollen annehmen, daß die
wagerecht schraffierte Fläche von der Schweiz, die senkrecht schraffierte
Fläche von Berlin aus an den Devisenmarkt des betreffenden Tages als Angebot
und Nachfrage gelangen, sodaß sich die Markt-Situationen hüben und drüben er-
geben, wie sie die nachstehende Illustration 5 zeigt. Wie man sieht, ist der Spiegel-
bildcharakter verschwunden, beide Marktsituationen liegen einseitig nach der-
selben Richtung. Der Wechselkurs würde also hüben und drüben steigen müssen,
weil auf beiden Märkten die Nachfrage überwiegt, statt daß das Steigen des Franken
in Berlin wegen der deutschen Gesamtverschuldung von einem gleichzeitigen
Fallen der Mark in Zürich begleitet wäre. Kurs und Gegenkurs fielen aus ihrer
Proportion 1), was äußerlich daran zu erkennen ist, daß die Multiplikation der
beiden Kurse nicht mehr annähernd gleich der Zahl 10000 wäre?2).
Hier greift die Arbitrage ein, indem Berliner Banken mit Züricher Geschäfts-
freunden gewissermaßen Wechselreiterei auf gemeinschaftliche Rechnung treiben.
Sie verständigen sich über die im Augenblick vorliegende Kursdiskrepanz telefo-
nisch ®) und verabreden, daß jeder auf den anderen Ziehungen ausstellt, also die
Berliner Banken Schecks, Tratten, Auszahlungen auf ihre Züricher Freunde an
der Berliner Börse und umgekehrt die Züricher Banken in Zürich Schecks, Wechsel
oder Auszahlungen auf Berlin anbieten. Das erfolgt solange, als die Kurse eine
disproportionale Entwicklung aufweisen, bzw. solange dabei Kursdifferenzen zu
verdienen sind. Dadurch entsteht hüben und drüben zusätzliches Angebot von
gleich großem Umfang, eine Veränderung der Zahlungsbilanz erfolgt nicht,
weil sich die „Wechselreiterei‘“ bezüglich der Hauptsummen natürlich gegenseitig
Mlustration 6.
Arbitrage-Ausgleich der markt-technischen Diskrepanz zwischen
Berlin und Zürich am 23. IL 1928,
in Berlin:
Zürich
Debet
in Zürich:
Deutschland
Debet
Credit
Zusätzliches
— & Angebot $>———>
beiderseits von gleicher Größe
Angebot | Nachfrage Angebot | Nachfrage
en re EZ 2 ZA LT
Kurs fällt! Kurs steigt!
1) Mahlberg, Der Kurs des Frankenwechsels, Zeitschrift für Handelswissenschaftliche
Forschung, IIL Band. G. A. Gloeckner, Leipzig 1909.
2) M. 81.—:; frs 100=M. 100: frs 123,45 oder 100 X 100 — 81 X 123,45.
3) Mahlberg, Die Nachrichtengrundlagen des Devisenmarktes. Zeitschrift für Handels-
wissenschaftliche Forschung. Band VII, G. A. Gloeckner, Leipzig 1913.