Untersuchung; der Mineralböden.
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vorhandenen Kalis gefunden zu haben. 60 g Boden werden mit dem kalifreien Kalk-
waaser angerieben, der Brei auf einen mit Watte verstopften Trichter gebracht, darauf nach
und nach mit im ganzen 1200 ccm Kalkwasser ühergossen und im Filtrat das gelöste Kali
bestimmt. Dieselben Mengen Kali werden auch gelöst, wenn man 10 g Boden mit 200 ccm
einer 2 °/ 0 -igen Chlorcaloiumlösuug auszieht.
6. Die wasserhaltende Kraft (oder die Wasserkapazität) des Bodens. Im all
gemeinen steigt und fällt die Wasserkapazität des Bodens (S. 49) mit dem Absorptions
koeffizienten für Ammoniak; dieses ist aber nicht immer der Fall, weshalb eine jedesmalige
Ermittelung gerade dieser Eigenschaft von Belang ist. Eine Wasserkapazität von 25—35°/ 0
gilt im allgemeinen als günstig; niedrigere und wesentlich höhere Zahlen bedingen eine
weniger gute physikalische Eigenschaft des Bodens.
R. Heinrich legt neben der Wasserkapazität auch großen Wert auf die Bestimmung
der Luftdurchlässigkeit des Bodens (S. 61).
7. Das Wasseraufsaugungsvermögen (die Kapillaranziehuug) des Bodens. Die
Fähigkeit der Wasserleitung aus den tieferen Schichten zur Oberfläche gilt ebenfalls als
wichtiger Maßstab für die Beurteilung der Güte eines Bodens. Bei sehr toniger, dichter
Beschaffenheit des Bodens steigt das Wasser (nach S, 64) in 24 Stunden nur um 5—10 cm,
hei geringerem Tongehalt um 10—20 cm und bei sehr günstiger physikalischer Beschaffen
heit um 25—40 cm. Ein größerer Ton- und Humusgehalt vermindert die Schnelligkeit
und den Grad des Aufsteigens und ebenso ist das letztere ein verhältnismäßig geringes
bei sehr grobem Korn des Sandes.
8. Die Benetzungswärme bezw. Hygroskopizität des Bodens. Über die Ver
wertung dieser beiden Eigenschaften zur Beurteilung der Güte eines Bodens vergl. S. 64 u. 67.
Außer diesen als wesentlichst bezeichneten Anhaltspunkten zur Beurteilung der
Ackererden sind noch einige andere besondere Vorschläge gemacht, welche hier kurz
erwähnt werden mögen.
9. Bestimmung der organischen Substanz der „mattere noire“ (Schwarzstoffes)
von L. Grandeau. L. Grandeau 1 ) glaubte seinerzeit gefunden zu haben, daß die
Fruchtbarkeit der Ackererden in direkter Beziehung stehe zu der Menge der an organische
Substanz gebundenen, in Ammoniak löslichen Mineralstoffe (Phosphorsäure, Kali, Kalk), daß
der Fruchtbarkeits-Unterschied verschiedener Bodenarten besonders mehr durch den Phosphor
säure-Gehalt des Ammoniak-Auszugs als durch den des Säure-Auszuges angezeigt wird. Be
handelt man nämlich einen Boden mit verdünnter bezw. so viel Salzsäure, daß der vorhandene
Kalk eben gelöst wird, wäscht den Boden mit Wasser aus, trocknet ihn an der Luft und
fügt man dann zu dem von kohlensaurem Calcium befreiten Boden verdünntes Ammoniak
(Ammoniak und destill. Wasser zu gleichen Teilen), so löst das Ammoniak organische
Substanz und an diese gebundene Mineralstoffe, nämlich Phosphorsäure, Kali, Kalk auf,
welche nach dem Verdampfen und Glühen des Auszuges ermittelt werden können.
0. Titsch * 2 ) und A. Tuxen konnten indes derartige Beziehungen zwischen der
Menge der an organische Substanz gebundenen und inAmmoniak löslichen Mineralstoffe (bezw.
Phosphorsäure) und der Fruchtbarkeit bei den von ihnen untersuchten Böden nicht finden;
Tuxen glaubt vielmehr, „daß die Menge von Stoffen, welche die Salzsäure durch das
Freimachen des „Schwarzstoffes“ aus der Erde zieht, maßgebender ist, als die Bestimmung
des Schwarzstoffes und seiner Phosphorsäure“.
Im Anschluß hieran mag erwähnt sein, daß A. Petermann und Friedburg 3 ) s. Z.
glaubten, in der Dialyse ein Mittel gefunden zu haben, die Güte eines Bodens zu bestimmen.
Wenn man Boden in einen mit Pergamentpapier verschlossenen Dialysator 4 ) bringt und diesen
*) L. Grandeau, Eecherches expörim. sur le röle des matteres organ. du sol dans
la nutrition des plantes. Vergl. dessen Handbuch d. agrik.-chem. Analyse. Berlin 1879, S.
2 ) Landw. Versuchs-Stationen 1881, 26, 1. .
3 ) Ebenda 1872, 15, 466 u. Bull, de l’Aoademie roy. de Belgicpie 1882, 3, No. 1 im
Centralbl. f. Agrik.-Chem. 1883, 22, 361. .
4 ) Das Pergamentpapier darf nicht mit Gummiring, sondern muß mit einem cm
breiten Platinband um den unteren, verdickten Glasrand befestigt werden; auch is' zu
berücksichtigen, daß das Pergamentpapier für sich allein Stoffe an destilliertes Wasser a
gibt, welche in Abzug gebracht werden müssen.