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des gesellschaftlichen Verkehrs aller Deutschen untereinander im Sinne
der Volksgemeinschaft wandeln müssen.
Nachbarschaft und neuer Wert
Das jungdeutsche Manifest fordert den Wandel des deutschen
Menschen zu einem neuen Wert. Die wahre Demokratisierung im
besten deutschen Sinne und die wahre Mitverantwortung jedes deut⸗
schen Staatsbürgers ist nur dann möglich, wenn die Erhebung bes
deutschen Volkes im Zeichen des Volksstaates auch mit der Erhebung
des Einzelnen zu einem neuen und höheren Wert verbunden ist.
Die Lehre von der Gemeinschaft spricht dieser die Kraft sittlicher
debung zu.
Der Gemeinschaftsgedanke ist die Grundlage der Nachbarschaft.
Sobald das Staatsbürgertum des Volksstaates im Gemeinschaftsleben
der Nachbarschaft zusammengefaßt ist, muß es sich auch im Geifte
der Gemeinschaft entwickeln.
Der Bestand der Gemeinschaft ist undenkbar im
Zeichen der staatsbürgerlichen Moralbegriffe der ma⸗
terialistischen Vergangenheit und Gegenwart.
Das Leben der Nachbarschaft erzwingt selbsttätig das Bekenntnis
zu höherer Pflichtauffassung und Lauterkeit des Einzelnen. Lüge
und Demagogie kommen auf dem Boden der Nachbarschaft zu Fall.
Der einzelne Staatsbürger ist dem Dunkel der Masse entrissen. Als
Blied der Gemeinschaft steht jedes seiner Worte und jede politische
handlung in hellem Licht. Die Kritik der Mitbürger einer Nach—
harschaft zwingt ihn stets, vom Standpunkt des Gemeinwohles zu
denken. Wenn er hierzu nicht fähig ist, so lehnt ihn die Kritik der
Gemeinschaft ab. Diese natürliche Folgeerscheinung des Wandels
der sittlichen Beweggründe in der Betrachtung und Beurteilung des
Lebens führt den einzelnen Staatsbürger aus der materialistischen
zur idealistischen Weltanschauung. In der weiteren Fortsetzung dieses
Wandels muß sich auch ein neuer Sittenbegriff eines verantwortlichen
Staatsbürgertums herausbilden. Sein innerster Kern ist der Ein—
klang zwischen Freiheit und Pflicht. Seine Vorbedingung ist Aner⸗
kenntnis durch das Volk und nicht durch eine Gesellschaftsklasse.
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