Full text: Das Jungdeutsche Manifest

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damit in die lebendigen Kräfte des Staates eine 
Frage der Führerschaft. 
Jede an Kastenbegriffe gebundene Führerschaft empfindet den 
Fortschritt als einen Griff nach ihrer Macht und nach ihren Rechten. 
Der Volksstaat aber, dessen ganzes Werden auf dem Leben der 
Nation aufgebaut ist, fordert Gesetze, denen zufolge sich die Führer—⸗ 
schaft unaufhörlich im Sinne der Triebkräfte der Nation erneuert und 
ergänzt. Er fordert eine Methode dieser unaufhörlichen Ergänzung, 
welche das Staatswesen nicht durch Revolutionen erschüttert, sondern 
dasselbe in einem dauernden Zustand gesunder organischer Evolu—⸗ 
tionierung erhält. 
Diese gesunde Evolution sieht der jungdeutsche Ge— 
danke in der natürlichen und verfassungsmäßigen Fort— 
entwicklung der Führerschaft im Volksstaat. 
Die Fortentwicklung des Führers in der Praris 
seines Amtes 
Nur der Führer kann das Vertrauen der Seinen besitzen und den 
Aufgaben gerecht werden, die der Staat auf seine Schultern legt, der 
tief im Leben wurzelt. 
Die Lebensfähigkeit des Staates hängt von der 
Lebenskenntnis seiner Träger ab. 
Der gelehrte und gebildete Mensch ist nicht bebdingungslos zum 
Führer geeignet. Man kann einen Fachmaun vom Lehrstuhl aus 
schaffen. Der Führer aber muß im Strom des Lebens ausreifen. 
Je mehr er mitten hinein in das Leben gestellt wird, um so mehr 
wächst er an Geist und Erkenntnis für sein hohes Amt. Die Lehre 
vom Volksstaat stellt den Führer, den Vertreter des Staates, mitten 
in das Leben staatsbürgerlicher Gemeinschaft hinein. Er üůberträgt 
ihm eine Verantwortung, die ihn mit dem Augenblick seines Amts⸗ 
antrittes zur praltischen Betätigung seiner gesamten Fuͤhrerfähig⸗ 
keiten zwingt. Alles, was den Führer ziert, was zur Wissenschaft 
des Führers gehört, was kein Mensch in theoretischen Lehrstunden 
erlernen kann, tritt in der Form des praktischen Erlebens und der 
oraktischen Verantwortung an ihn heran. Die Lehre vom Volks⸗ 
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