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Gegenseitige Achtung, ehrliche und ritterliche Er—
kenntnis des Guten im Wollen und Streben des poli⸗
tischen Gegners sollen die Grundlage im großen
Streite werden.
Die Gefahr, daß ein Böswilliger vom Mantel dieser Ritterlichkeit
mit bedeckt wird, halten wir für gering gegenüber der großen Ge⸗
jahr, daß ehrliches Ringen und Streben mit dem Makel unduldsamer
Leidenschaft geschändet wird.
Die Leidenschaften der Revolution haben das Wort „Gegen“ zum
coten Faden aller Programme gemacht. Die heilige Begeisterung
der Kreuzzugstimmung im Kampfe für den Volksstaat der Zukunft
erhebt das Wort „Für“ zum Leitstern alles Handelns und Strebens.
Was gegen etwas anderes ist, ist wie ein Schatten. Was für etwas
Großes ist, ist gleich der Gestalt, die diesen Schatten wirft. Was
wir in unseren Herzen an großen Träumen hegen und pflegen, was
in uns keimt und wächst, ist nicht dem Efeu vergleichbar, der sich nur
an der Mauer des Gegensatzes emporrankt. Es soll wie der Eichbaum
sein, der sich auf seine eigenen Wurzeln stützt, und allen Stürmen aus
eigenen Kräften seines Wachstums trotzen kann.
Jungoͤeutscher Heroismus
Im innerdeutschen Streite will der Jungdeutsche Orden eine
Varde der Nation, aber nicht die Leibwache einer der parteiistischen
Fronten sein, die sich gebildet haben. Er kämpft für die Gestali des
Volksftaates, der auf- einer wahren Volksgemeinschaft begründet ist.
Frei von den Leidenschaften der Fronten, die sich befehden, frei vom
Haß gegen Widersacher und Feinde, soll er im felsenfesten Glauben
an die Größe seiner Sendung die große Idee des 20. Jahrhunderts,
die Idee vom Volksstaat, in das deutsche Volk hineintragen. Frei
von eigensüchtigem Ereifern will er der Gesamtheit des Volkes und
aicht sich selbst dienen. Eingedenk des tragischen Schicksals, welches
jeder deutschen Bewegung zuteil wurde, welche der lockenden Glut
des Fanatismus nicht widerstand, will er im Wesen seines Kampfes
sich dem heldischen Geiste heroischen Kämpfertums beugen.
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