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Ein feuriges Roß, das den Zügel nicht spürt, stürzt auf die Knie,
wenn der Sporn es zur Hergabe seiner größten Leidenschaften an—
eifert. Gleichmäßiger Gebrauch von Sporen und Zügel ergibt hel⸗
dische Gangart. Wille und Demut sind Sporen und Zügel, mit denen
der jungdeutsche Reiter sein Roß zur Hochburg, dem Volksstaat der
Zukunft, lenkt.
In ehrfürchtigem Suchen nach allem Guten in der
Seele von Freund und Feind, bei Schwarz⸗Weiß-Rot
und Schwarz-⸗Rot-Gold, im duldsamen Begreifen alles
scheinbar Unverständlichen suchen wir Jungdeutschen
den Weg — demütig, stolz und entschlossen.
Vom Beruf des Btaatsbürgertums
Der dynastische Absolutismus hat den Deutschen zum Untertanen
gemacht. In diesem Untertanentum liegt die Beseitigung der staats—
bürgerlichen Freiheit und Mitverantwortlichkeit begründet. Die
Steinschen Reformen an Volk und Staat erkannten dieses Untertanen⸗
tum als die Quelle völkischer Ohnmacht und der Gleichgültigkeit des
Volkes gegenüber dem Staate. Darum wies der Freiherr vom Stein
den Weg zur Wiedergeburt und Freiheit über die Gewinnung eines
selbstbewußten und am Staate mitverantwortlichen Staatsbürger⸗
tums. Der Kampf um die Durchführung dieses Zieles zieht sich durch
die ganze jüngste Geschichte des deutschen Volkes hindurch. Er ist auch
der wahre Inhalt des gegenwärtigen Ringens. Das Wesen des Unter⸗
tanentums besteht darin, daß die obrigkeitliche Gewalt unter völlig
eigener Verantwortung das Volk regiert. Das Volk hat zu gehorchen.
Das 19. Jahrhundert beendete den Absolutismus der Fürsten. In
zahlreichen Bewegungen, selbst in Revolutionen, suchte das Volk sich die
Freiheit wahren Staatsbürgertums zu erringen. Die Entwicklung
des 20. Jahrhunderts hat es jedoch mit sich gebracht, daß gerade das
deutsche Volk weiter von diesem Ziele entfernt ist als je. Die durch die
Republik verkündete Freiheit und Gerechtigkeit ist nur ein Schein.
An Sielle der absolutistischen Dynastien des 19. Jahrhunderts ist der
Absolutismus der großen Geldmächte getreten. Durch das „allgemeine