Full text: Das Jungdeutsche Manifest

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Im Volksstaat der Zukunft ist das Staatsbürgertum 
der höchste Beruf. Nicht die Freiheit ist die Grundlage 
der Auffassung von diesem Berufe, sondern die Pflicht. 
Die Freiheit ist deshalb notwendig, damit diese Pflicht auch von 
ledem Einzelnen ohne jeden Zwang von außen, nur dem Trieb eines 
ehrlichen Gewissens folgend, erfüllt werden kann. Dieses wahre Staats- 
bürgertum kennt keine staatsbürgerlichen Rechte, die nicht mit der 
Erfüllung der staatsbürgerlichen Pflichten verbunden sind. 
Staatsbürger ist nur der, welcher seine Pflichten, 
die ihm die Mitverantwortlichkeit an der Regierung 
des Landes auferlegt, voll und ganzerfüllt. 
Wer hemmungslos frei und ungebunden sein will, hat kein Recht, 
andere zu binden. Er ist schlechthin Bürger, aber nicht Staatsbürger. 
Das staatsbürgerliche Recht 
Das staatsbürgerliche Recht besteht in der grund— 
sätzlich allen Staatsbürgern gleichen Berechtigung, in 
verfassungsmäßig vorgeschriebener Forman Regierung 
und Gesetzgebung mitzuwirken. Die staatsbürgerliche 
Pflicht besteht in der vorschriftsmäßigen Mitarbeit an 
allen Körperschaften, in denen das organisierte Staats— 
bürgertum seine Mitarbeit am Staate ausübt. 
Nach der Lehre vom Volksstaat kann keine unorganisierte Masse 
staatsbürgerliche Pflichten ausüben. Erst die Organisation macht sie 
fähig, ihren eigenen Willen zu gestalten und auszudrücken. Der 
heutige Staatsbürger erkennt die Notwendigkeit der Organisation auf 
dem Gebiete des Wirtschaftslebens, des kulturellen Lebens, des Ver— 
einslebens und des Parteilebens an. Er versagt aber diese Vor— 
bedingung jeder positiven Tätigkeit dem wichtigsten Gebiet seiner 
Gesamtinteressen, dem Staat. 
Die staatsbürgerliche Betätigung des Staatsbürgers hat nur dann 
einen Sinn, wenn er sie frei von jedem Zwang seines Gewissens und 
aus eigenem Antriebe vollzieht. Es muß daher jeder Zwang zur 
staatsbürgerlichen Tätigkeit vermieden werden. Die freiwillige ÜUber—⸗ 
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