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Die Natur des Landes.
witterungsprodukte auf steilen Hängen nicht, sondern rücken
langsam nach der Tiefe zu hinab, soweit nicht Regenwasser oder
Wind sie rasch entführen.
Wo der Boden aus der Verwitterung des Anstehenden ent-
standen und liegen geblieben ist, da entsprechen seine chemi-
schen und physikalischen Eigenschaften bis zu einem weit-
gehenden Maß noch dem Charakter des ursprünglichen Gesteins:
die Böden sind. fruchtbar über kristallinen. und jungeruptiven
Gesteinen, meist auch Mergeln, Tonen, Schiefern, während über
den löslichen Kalksteinen und Dolomiten seichte Residual-
tonböden sich ausbreiten, über Sandsteinen aber arme sandige
Böden entstehen u. dgl. In feuchten Gegenden mengt sich viel-
fach auch Humus verbessernd dem Boden bei, während das in
trockenen Gebieten nur spärlich der Fall zu sein pflegt. Kahle
Felsböden sind in den Wüsten nicht selten, sonst aber nur auf
kleine Flächen beschränkt.
Wo sich der Boden durch Regenabschwemmung, Wind-
transport oder Abrücken in den Vertiefungen des Geländes an-
reichert, ist er oft sehr fruchtbar, oft aber auch, namentlich
wenn Kies oder Sand stark überwiegen, für Zwecke des Acker-
baus unbrauchbar, vor allem auf solchen Flächen, wo der Wind
losen Sand in großen Mengen über die Oberfläche hintreibt und
da und dort in Dünen anreichert, wie das an den Küsten und
in den Wüsten des Innern vielfach der Fall ist.
In den Wüsten und Steppen kommt vielfach ein weiteres
Hemmnis für die landwirtschaftliche Bodenausnutzung hinzu,
indem auf weiten Flächen durch Lösungen, die aus der Tiefe
empordringen, Salze am Boden ausblühen, die den meisten
Kulturpflanzen ein Gift sind und selbst von Wildgewächsen
vielfach nur besonders organisierten „Salzpflanzen“ das Ge-
deihen erlauben. Eine wirtschaftliche Ausnutzung solcher Böden
ist, abgesehen von extensiver Viehzucht, oft ausgeschlossen,
soweit nicht durch künstliche Bewässerung eine Aussüßung
derselben ermöglicht wird. Stellenweise werden in Wüsten-
gegenden durch die Verdunstung der aufsteigenden Lösungen
auch Kalkkrusten gebildet, die dann den seltenen Platzregen
das Eindringen in den Boden verbieten und so die Wasser-