90 Die einzelnen Wirtschaftszweige ete.
pflegen, und zwar in dem Maße, daß amerikanische Landwirte
in den nordwestlichen Staaten die Erfahrung machten, daß sie
billiger mit den teuren nordamerikanischen Arbeitern wirt-
schafteten als mit den mexicanischen, trotz der viel niedrigeren
Löhne derselben.
Als letztes großes Hindernis für die volle Entfaltung der
mexicanischen Landwirtschaft ist die noch immer ungenügende
Entwicklung des Verkehrswesens anzusehen, Wohl hat das-
selbe in den letzten Jahrzehnten ungeheure Fortschritte ge-
macht, aber noch immer sind weite Gebiete so weit von
modernen Verkehrswegen entfernt, daß ein Absatz der meisten
landwirtschaftlichen Produkte wegen zu großer Transportkosten
unmöglich ist und daher die landwirtschaftliche Tätigkeit natur-
gemäß auf Erzeugung der für den örtlichen Bedarf nötigen Pro-
dukte beschränkt bleiben muß. Darum gilt auch hier derselbe
Rat, der oben gelegentlich der Betrachtung des Bergbaues ge-
geben wurde, daß nämlich derjenige, der Neuanlagen beabsich-
tigt, der Entwicklung des Verkehrswesens größte Aufmerksam-
keit schenken muß, weil der Eröffnung neuer Linien auch
alsbald die wirtschaftliche Erschließung des betreffenden Ge-
bietes folgt oder zum mindesten folgen könnte.
Von allen in Mexico angebauten Nahrungspflanzen nehmen
die altheimischen Kulturgewächse Mais und Bohn en‘) noch
immer bei weitem die erste Stelle ein, nicht nur weil der größte
Teil des mexicanischen Volkes die daraus bereiteten Speisen
bevorzugt, sondern auch weil die außerordentliche klimatische
Anpassungsfähigkeit dieser Pflanzen die Kultur ebensowohl in
trockeneren als in feuchten Gebieten, im warmen wie im kalten
Land der Tropen (bis 3150 m hinauf), allerdings in verschie-
2 Obgleich die amtliche landwirtschaftliche Produktionsstatistik mit
großer Reserve anzusehen ist, so mögen doch die neuesten Produktions-
angaben hier mitgeteilt sein, weil sie wenigstens eine ungefähre Idee von
den erzeugten Mengen geben. 1923: Mais 2,578.683 t, Bohnen 118.685 t.
Die Zahlen werden so gewonnen, daß besondere Berichterstatter (teils
vom Landwirtschaftsministerium bezahlt, teils zu ehrenamtlicher Tätig-
keit vom Präsidenten ernannt) Schätzungen der Ernteergebnisse vor-
nehmen, denn die Landwirte würden auf direktem Weg aus Furcht vor
Steuererhöhungen keine richtigen Angaben über ihre Ernten machen.