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Wirtschaftsgeschichtliche Skizze.
uns Deutschen anfänglich fremd anmutet: die Persönlichkeit
des Präsidenten drückt dem ganzen Land in gewissem Sinn
seinen Stempel auf; aber daneben bedeutet in den einzelnen
Staaten, namentlich den exzentrisch gelegenen, der Wille des
Gouverneurs ebenfalls etwas, mit dem der Unternehmer zu
rechnen hat; ebenso hat jeder einzelne Jefe politico (Regierungs-
präsident), Richter, Polizeichef, Zollbeamte u. s. w. eine ganz
andere persönliche Bedeutung als bei uns, denn auf ihn kommt
es an, ob die Bestimmungen eines Gesetzes schikanös, gerecht,
lax oder gar nicht gehandhabt werden. Darum ist auch oft eine
gewisse diplomatische Geschicklichkeit vonnöten, zu solchen
Beamten gute persönliche Beziehungen zu unterhalten, was
nicht immer ganz leicht ist, da manche den vielverbreiteten
Fremdenhaß hegen und daher gegen Fremde leicht starken
Bureaukratismus zeigen u. dgl. Nicht ganz leicht ist ferner die
Kunst der Arbeitergewinnung und richtigen Arbeiterbehand-
lung, vor allem in jetziger Zeit, wo der Kamm der arbeitenden
Klasse gewaltig gestiegen ist. Wichtig ist auch die Kunst des
richtigen Maßhaltens im Kreditgewähren u. dgl. All dieses und
vieles andere mehr, was hier nicht einzeln aufgeführt werden
soll, ist für das Gelingen des Unternehmens von größter Wich-
tigkeit und kann nur im Lande selbst erlernt werden. Da zudem
von Ort zu Ort innerhalb der Republik verschiedene Verhält-
nisse obwalten, so lassen sich allgemeine Angaben schwer
machen. Aber die Erfahrung zeigt, daß der Unternehmer, der
Wagemut und kluge Überlegung in sich vereint, die Verhält-
nisse genau kennt und auszunutzen versteht, in Mexico noch
immer einen guten Boden für gewinnbringende Geschäfte der
verschiedensten Art finden kann.