Full text: Statische oder dynamische Zinstheorie?

gegen ist Anhänger, wenn auch in erkenntnistheoretisch ge- 
läuterter Form, der Grenznutzentheoriel), außerdem enthält 
Cassels Preistheorie normative und teleologische Elemente?) — 
Differenzen bestehen, so sind diese Unterschiede, abgesehen von 
den hier in Frage stehenden Problemen, doch nicht so groß, als 
daß man erst einen Wall von Vorfragen überwinden müßte, 
um zu unserem eigentlichen Problemkreis vordringen zu können, 
Vor allem ist wichtig, beide Autoren scheiden ausdrücklich 
zwischen Statik und Dynamik, so daß, wenn auch die Trennungs- 
linie bei beiden verschieden liegt, Mißverständnisse viel leichter 
vermeidbar sind, als z. B. gegenüber Böhm-Bawerk, der eine 
Solche Scheidung, wenigstens ausdrücklich, nicht vornimmt, 
wodurch, wie wir später sehen werden, Differenzen, die hier 
in Frage stehen, vielleicht verursacht worden sind. 
Cassel und Schumpeter ‚gehen ‚vorerst von der Be- 
trachtung einer im stabilen Gleichgewicht befindlichen Wirt- 
schaft, von der Statik — wie die der Mechanik in schlechter 
Analogie entnommene Bezeichnung lautet — aus. Sie nehmen 
gewisse Größen als unanalysierbar, als Daten an — Cassel 
die Elastizität der Nachfrage, die Menge der angebotenen 
elementaren Produktionsfaktoren und die technischen Koeffi- 
zienten®), Schumpeter Güterquäntitäten und Wertfunk- 
tionen‘) — und untersuchen dann, wie sämtliche Tauschrela- 
tionen, sämtliche Preise, die alle voneinander abhängig sind 
und daher nur funktionell erklärt werden können®), eingespielt 
sein müssen, damit dem System keine Veränderungstendenz 
immanent ist®), d. h. damit das statische Gleichgewicht erreicht 
*) Schumpeter, Wesen, S. 63ff. 
*) Amonn, Cassels System, S. 13/35. Wilhelm Kromphardt 
(Systemidee) sieht hierin eine ganz neue Systemidee. Die Casselsche 
Theorie ist danach nicht eine brüchige Variante der Grenznutzentheorie, 
Sondern eine Theorie des Ökonomisch-Richtigen, des Normalen, eine 
Theorie, die jenseits von Monopol und freier Konkurrenz steht (Kromphardt, 
Systemidee, S, 1), Wir werden später auf diese Auslegung der Casselschen 
Theorie bei der Diskussion des Synchronisierungsgedankens etwas näher 
eingehen. 
*) Cassel, Grundgedanken, S. 54. 
*) Schumpeter, Wesen, S. 99, 125ff. 
5) Cassel, Theorie, S, 78, 83/4, 123/24. Cassel, Grundgedanken, S, 54. 
Schumpeter, Wesen, S. 47, 58, 137/38, 
5) Schumpeter, Wesen, S. 28. Cassel. Theorie. S. 79.
	        
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