Full text: Statische oder dynamische Zinstheorie?

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glauben, daß in einer geschlossenen Wirtschaft „die Aufhäufung 
von Gütervorräten hier notwendig sei und eine besondere Funk- 
tion begründe. Ersteres ist z. T. richtig: Zwar nicht immer, aber 
oft wird für die Durchführung einer neuen Kombination die 
Ansammlung von Vorräten einen Schritt zum Ziele ausmachen; 
Aber eine besondere Funktion, an die sich besondere Wert- 
erscheinungen ansetzen könnten, liegt darin nicht. Stets wird 
von dem Leiter oder der Leitung der Wirtschaft einfach eine 
andere Verwendung von Gütern verfügt. Ob das direkt zu den 
gewünschten Resultaten führt oder nur indirekt durch ein vor- 
bereitendes Stadium von Vorratssammlung, ist völlig gleich- 
gültig. Ob. alle Mitwirkenden auch individuell die neuen Ziele 
billigen und die eventuelle Vorratssammlung vorzunehmen bereit 
sind, ist ebenfalls gleichgültig‘1). An derselben Stelle schreibt 
Schumpeter aber auch: „Namentlich ist eine Konsumein- 
schränkung und Vorratssammlung nicht ihre freiwillige Lei- 
stung‘“?). Es herrscht hier also.ebenfalls „erzwungenes Sparen“‘®), 
genau wie in der privatkapitalistischen Wirtschaft, wo durch die 
Ausgabe zusätzlicher Kaufkraft, für die noch kein entsprechendes 
Güterkomplement vorhanden ist, die Kaufkraft derjenigen Wirt- 
schaftssubjekte, deren Einkommen nicht eine entsprechende 
nominelle Erhöhung erfahren, zusammengepreßt, real ver- 
kleinert wird. Die Zeit spielt nur deshalb eine Rolle, weil man 
mit denselben Mitteln in kürzerer Zeit vielleicht bessere Resul- 
tate erzielen kann%). „Daß das Wartenmüssen oder das Ge- 
ringersehen künftiger Genüsse zu besonderen Faktoren würden, 
gibt es auch hier nicht“). Der Zeitablauf als solcher hat eben 
keine selbständige primäre Wirkung. Sein sicherlich bestehender 
Einfluß beruht erst auf der anderweitig zu erklärenden Tat- 
sache des Zinses. Auch können sachliches und persönliches — 
namentlich Erlebens-Risiko — und Veränderung der Verhält- 
nisse dieses Geringersehen veranlassen, aber als besonderes 
psychisches Phänomen existiert es nicht‘). 
Der Unternehmergewinn ist nur eine temporäre Erschei- 
3) Schumpeter, Entwicklung, S. 219. 2°) ebda., S. 220. 
a) ebda., S. 156 Anm 14. *) ebda., S. 220/21. *) ebda., S. 221, 294.; 
ebda., 1. Aufl., S. 316/18. *°) Schumpeter, Entwicklung, 5. 254/55; ebda.,. 
1. Aufl., S. 317/18; Schumpeter, Entgegnung, S. 607.
	        
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