Full text: Statische oder dynamische Zinstheorie?

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angedeutet, der Zeitablauf selbst in einem gewissen Sinn zu 
einem Kostenelement“?). 
Der Zins wird aber auch in voller Entwicklung schließ- 
lich zu einer Rechenform geradezu aller Erträge mit Ausnahme 
des Lohnes?), da man die Erträge der Güter mit dem Zins- 
einkommen derjenigen Kaufkraftsummen, die.man zum Kauf 
dieser Güter aufwenden muß, vergleicht?). Damit ist zugleich 
das Problem der Preisbildung des Bodens gelöst, der in der 
statischen Wirtschaft, von besonderen Umständen, wie Ver- 
schwendung, Unglücksfällen usw. abgesehen, da hier der Zeitablauf 
auf die Wertschätzung keinen Einfluß hat, andererseits sich der 
Boden aus unendlich vielen Leistungen zusammensetzt, den 
Wert unendlich hat) — ein Resultat, das der Böhm-Bawerk- 
schen Auffassung senkrecht entgegensteht, wonach der Boden- 
wert eine primäre Erscheinung des Wertungsprozesses ist®). 
Wir fassen nunmehr zusammen: Zins und Kapital, d, h. 
zusätzliche Kaufkraft als Herrschaftsmittel über Produktions- 
mittel in der Hand des Unternehmers zwecks Durchsetzung 
neuer Kombinationen, sind Erscheinungen der für Schumpeter 
existierenden rein wirtschaftlichen Entwicklung. Der Zins 
fließt aus dem Unternehmergewinn und wird als Entgelt für die 
vom Bankier aus Nichts geschaffene zusätzliche Kaufkraft 
gezahlt. Er haftet also nicht an konkreten Gütern, wie die 
überkommene Theorie meint, auch schon deshalb nicht, weil 
der Zins eine dauernde Erscheinung ist, die Wertagien an kon- 
kreten Gütern aber nur temporärer Natur sind. „In einem 
kommunistisch organisierten oder überhaupt ver+ 
kehrslosen Gemeinwesen gäbe es keinen Zins als 
Selbständige Werterscheinung‘“®,. Auch in einer Ver- 
Kehrswirtschaft, wo der Unternehmer die nötigen Mittel schon 
hätte, würde sich kein Zins zeigen”). „Nur dort geschieht 
das, WO die für die Durchführung der Pläne des 
Unternehmers nötigen Produktionsmittel sich im 
Eigentume anderer Wirtschaftssubjekte befinden, 
*) Schumpeter, Entwicklung, S. 304. ?) ebda., S. 305. 
*) ebda., S. 306/10. 4) ebda., S. 249/51. °) Böhm-Bawerk, Positive 
Theorie, S, 419/26, °) Schumpeter, Entwicklung, S. 262. )ebda, 5.263/64.
	        
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