sind viel niedriger. Die Tarifstatistik weist hier im Durchschnitt der verschiede—
nen Industrie- und Handelszweige 161, 200 und 2856 Mä Monatsgehalt
aus. Die Lebenshaltung der überwiegenden Mehrheit der Kaufmannsgehilfen
bewegt sich also in dem Rahmen, den unsere Untersuchung an den Haus—
haltungen mit weniger als 4000 M Jahreseinkommen aufzeigt. Diese
Tatsache ist bei der Betrachtung der verschiedenen Einkommensstufen wohl
zu beachten.
Ein nicht unwichtiger Vorteil unserer Statistik gegenüber früheren Er—
hebungen besteht darin, daß wir nur einen ein zigen Berufsstand
untersucht haben. Die Vergleichbarkeit früherer Statistiken leidet nämlich
vielfach daran, daß die untersuchten Haushalte nicht gleichartig waren, da
sie den verschiedensten Berufsgruppen entstammten. Wenn wir im folgenden
z. B. die veränderte Lebensgestaltung in der Klein- und in der Großstadt ver⸗
gleichen wollen, wird uns die Gleichartigkeit unseres Materials sehr zustatten
kommen. Bei früheren Erhebungen konnte die Einwirkung von Groß-⸗ und
Kleinstadt selten voll zur Auswirkung kommen, da die verschiedene Bedürfnis⸗
verteilung der verschiedenen Berufsgruppen jene zu beobachtenden Er—
scheinungen durchkreuzte. Das ist bei unserer Erhebung nicht möglich. Wir
haben das Material sogar, so weit es anging, noch weiter isoliert, indem
wir bei den Untersuchungen jeweils die gleichen Einkommensstufen, also die
gleiche Kaufkraft gegenuͤbergestellt haben. Leider gestattet das beschränkte
Material nicht, in allen Fällen eine solche Isolierung durchzuführen, da sonst
die einzelnen Gruppen zu gering besetzt worden wären. Damit auch der ver⸗
schiedenen Kopfzahl der Familien genügend Rechnung getragen wurde, haben
wir in einigen Fällen die Einnahmen und Ausgaben der Haushaltungen auf
Konsumeinheiten zurückgeführt. Diese Konsumeinheit — im fol—
genden als statistische Vollperson bezeichnet — ist in der Weise
errechnet worden, daß jede erwachsene männliche und weibliche Person, ferner
jedes Kind über 14 Jahre und je 2 Kinder unter 14 Jahren als eine Voll—⸗
person angesehen worden sind. Auf droͤe Art haben wr das Material
soweit es irgend möglich wär, im Hinblickauf Wohl—
habenheit, Ortsgröße, Flefrahl üfw. statistisc grr.
gleichbar gemacht.
Durch intensive Rückfragetätigkeit ist es gelungen, scheinbare Defizite
nach Möglichkeit zu vermeiden. Die Erhebung des Statistischen Reichsamtes
im Jahre 1907 schloß die Einnahmen und Ausgaben der 852 Haushaltungen
mit 41,94 N Fehlbetrag für jeden Haushalt ab. Man erklätte sich damals
diese großen Fehlbeträge, die in Wirklichkeit ja gar nicht vorhanden sein
konnten, damit, daß die Einnahmen nicht vollständig aufgezeichnet worden
seien. Auch war der Kassenbestand am Jahresanfang nicht festgestellt worden.
Ferner hatte man dem Borgsystem, auf dessen Erfassung übrigens bei der
neuen Erhebung des Statistischen Reichsamtes außerordentlich viel Mühe
verwandt wird, damals keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Man mußte
sich mit der „Tatsache, teils scheinbarer, teils wirklicher Fehlbeträge“ abfinden.
Wir haben dieser Erfahrung dadurch Rechnung getragen, daß wir von vorn⸗
herein Defizite und Ueberschüsse aufzuklären versuchten, obgleich eine genaue
rechnerische Uebereinstimmung von Einnahmen und Ausgaben gar nicht be—