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eine natürliche und gute Reaktion gegen den Uebermaterialismus unseres
naturalistischen Zeitalters.
Wir fassen zusammen:
Weimar
Die Demokratie der Weimarer Verfassung isst keine Demokratie.
Weimar hat seine Sache — das wollen wir gerne zugeben — gut machen
vollen, hat sie aber schlecht gemacht.
Warum?
Weimar hat ein Syst em aufgerichtet, noch dazu ein un duldsames ,
ein undemokratisches System!
Weimar wollte organisches, flutendes Leben in ein System, deut⸗
sches Leben in ein fremdes System zwingen. Das mußte mißlingen.
Weimar redete begeistert von der Freiheit und der Befreiung des Volkes
und richtete in Wirklichkeit einen Obrigkeitsstaat auf, viel schlimmer,
als wir ihn nach ihrer eigenen, verpönenden Argumentation gehabt haben.
Denn sie schuf — wie wir nachgewiesen haben, einen un verantwort—
lich en Obrigkeitsstaat.
„Systemfehler“ — „Systemmangel“ — „Rom ist auch nicht an einem Tag
gebaut worden“ — sagt man. Und in der Tat bemühen sich die Kräfte von
Weimar mit Eifer um den „Ausbau“. Und doch — “ ist so — das
deutsche Volkesteht ungläubig — daneben!
Warum befriedigt die Weimarer Demokratie im
tiefstenn und letzten nicht? Einmal deswegen nicht, weil sie
die mythischen Kräfte des Lebens überhaupt und dann,
weil sie insbesondere den Mythos der deutschen Seele, die
„Kraft des nationalen Mythos“ zu wenig berücksichtigt, ja diese Kräfte in
ihrem letzten Wesen ausschließt.
Diese Mächte lassen sich aber nicht ausschalten, sie drängen in den
volitischen Mächten, die ihre Kraft aus dem Mythos bolen, vor“ Das sind
1. der Kommunismus von links,
2. die nationalen Kräfte von rechts.
Beide sind ein lebendiges Zeugnis und ein Ausdruck dafür, daß in unserem
Volke, in unserem politischen Leben nicht nur eine unbefriedigte und un⸗
erfüllte deutsche Sehnsucht fortwirkt, sondern daß wir auch geistesgeschicht⸗
lich vor einer anhebenden neuen Bewertung rationalen Denkens — das doch
der modernen Demokratie Pate gestanden hat — stehen.
Ein neuer Glaube an die Kräfte der Eingebung, ja — wenn
man so will — an die Kräfte des Instinktes, des Blutes, die man immer
deutlicher als die großen Impulse des Lebens erkennt, ringt sich durch, beginnt
den Glauben an das Heil, an die Lösungen und Gestaltungsmöglichkeiten
durch Diskussion, abzulösen, beginnt abzulösen den Glauben an das
bürgerliche Ideal der „Ausbalanzierung“ der Kräfte durch friedliche Ver—⸗
ständigung, mit der alle ihr gutes Geschäft machen und ihren Vorteil
finden sollen.
Man wendet sich wieder mehr der Einsicht in die Zusammenhänge des
wirklichen konkreten und organischen Lebens zu,