Full text: Die Führerfrage im neuen Deutschland

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Splitterparteien, denen Millionen aus den ebenso sich verlassen und machtlos 
fühlenden kleinbürgerlichen Schichten ihre Stimme bei politischen Wahlen 
geben. 
Erst die Gewerkschaft gab den Millionen der Massen das Gefühl, daß 
durch ihre Organisation auch ihre Meinung zur Geltung kommt, die Organi— 
sation, die sie versteht, die sie betreut, die ihnen Heimat geworden ist in der 
Wüste der Einsamkeit und der Verlassenheit des modernen atomisierenden 
Staats- und Wirtschaftslebens. Der Staat könnte heute ohne die Gewerk⸗ 
schaften die Massen nicht mehr in Staatsgesinnung erhalten, ohne sie müßte 
er aus Mangel an staatserhaltenden Kräften der Auflösung verfallen, und 
auch der Bourgeoisie wäre damit die Existenzgrundlage entzogen. 
Unsere Arbeit ist daher Dienst am Beruf, Dienst an der Wirtschaft, 
Dienst am Volk und Staat. Wir haben den festen Glauben, daß wir auf 
dem richtigen Wege sind; und wir können diesen Glauben haben, denn unsere 
Entwicklung und die unantastbare Festigkeit unserer Gemeinschaft gibt uns 
das Recht dazu. Wenn wir so von historischer und hoher Warte unsere viel⸗ 
gestaltige und doch so geschlossene Bewegung überschauen, wenn wir mit Stolz 
auf die nach Zehntausenden zählende Führerschaft blicken, wenn wir gegen⸗ 
über dem Lastengejammer der bürgerlichen Welt geradezu mit Ergriffenheit 
feststellen, was viele Tausende schlecht bezahlter und mit dem täglichen 
Mangel ringender Kaufmannsgehilfen freiwillig, sehr viele sogar freudig für 
ihre Organisation, für ihren D. H. V. o pfern, dann gibt es dafür keine 
Erklärung des Verstandes, keine Vernunftlösung, es sind Herzenskräfte, es 
ist der Mythos der nationalen Kaufmannsgehilfenbewegung, der Mythos des 
D. H. V., der hier zur Auswirkung kommt. Denn das ist der letzte Prüf⸗ 
stein für den wahren Wert aller menschlichen Regungen, wie groß der 
Opfersinn ist, den sie auslösen. Was wäre die Menschheit in der ganzen 
Aermlichkeit ihrer gewaltig anmutenden Verstandesleistungen, wenn es nicht 
zu allen Zeiten Männer gegeben hätte, die zum Opfer bereit waren, selbst 
zum höchsten Opfer, dem Opfer ihres Lebens. 
Und das ist das Höchste, das Beste, was wir unserem Volke darbringen 
können, daß wir die in unferem Verbande verbundenen deutschen Männer 
mit sittlicher Kraft erfüllen, daß wir Führernaturen erziehen, die erkannt 
haben, was unserer Zeit nottut, die Besinnun g haben und Bereit⸗ 
villigkeit zur letzten Verantworktung für die über— 
nommenen Entscheidungen. Wir wollen sie fähig machen durch Arbeit zum 
Eindringen in die Probleme unserer Zeit bis zum letzten Zusammenhang, 
geführt von der lebendigen Idee, der Idee der deutschen Kaufmannsgehilfen. 
bewegung, für die wir auch jetzt wieder den Treuschwur erneuern und für 
die wir siegesfroh aufs neue in den Kampf ziehen. 
„Auf, deutsche Brüder, auf zum Streite!“
	        
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