Viertes Kapitek
Die wichtigsten historischen Formen der Gruppe.
Durch alle Zeiten und Kulturstufen der Menschheit haben sich vier
Formen der Gruppe behauptet: die Familie als der engste, die politische
und die kulturelle Einheit als die weitesten Kreise und endlich die Or-
ganisation der Männer, besonders der jugendlichen Männer; die legtere
schwankt freilich sehr in der Stärke ihrer Ausprägung bis zum völligen
Fehlen. Zu diesen vier Formen kommen auf tieferen Stufen noch die
Sippe und die Lokalgruppe hinzu. Wir betrachten diese sechs Formen
der Reihe nach.
39. Die Familie.
i. Um die gesellschaftlichen Leistungen der Familie zu erkennen,
gehen wir am passendsten nicht von der heutigen Förm der Familie aus,
bei der diese nach manchen Richtungen verblaßt sind, sondern von einer
älteren Form, und zwar von derjenigen der patriarchalischen
Großfamilie, weil bei ihr alle Funktionen am stärksten entwickelt
sind. Wir treffen diesen Typus der Familie bekanntlich unter anderem
am Anfang des geschichtlichen Lebens bei den alten Römern und Grie-
chen, und bei den Chinesen und Japanern hat er sich sogar bis an die
Schwelle der Gegenwart seit der ältesten Zeit erhalten. Es gehört ihr
eine größere Kopfzahl von Menschen an, nämlich außer den Eltern und
unverheirateten auch die verheirateten Kinder männlichen Geschlechts,
während die Frau durch die Eheschließung in die Großfamilie ihres
Mannes übertritt. Es sind fünf Funktionen, die in großer Stärke von
dieser Gruppe ausgeübt werden. Erstens bildet die Großfamilie eine
wirtschaftliche Gemeinschaft. Wir haben mehr oder weniger eine ge-
schlossene Hauswirtschaft vor uns, in der alles Wesentliche, was ver-
braucht wird, selbst erzeugt und alles Erzeugte in der Hauptsache selbst
verzehrt wird. Man gewährt sich also in wechselseitiger Hilfe den
äußeren Lebensunterhalt. Zweitens besteht ein rechtlich-politisches Ver-
hältnis. Die Großfamilie haftet als ein Ganzes nach außen ähnlich wie
auf anderer Stufe die Sippe für das Verhalten ihrer Mitglieder. Sie ist