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würde nie wissen, ob ein Land hinlänglich mit Krankenhäusern,
Ärzten, Hebammen usw. versehen ist; man würde nicht wissen, mit
wieviel Zollbeamten man sich begnügen kann; man würde stets
Gefahr laufen, die Armenhäuser oder Gefängnisse bald um ein Be-
deutendes erweitern zu müssen, bald dieselben leer zu finden. Man
würde nie die Bedürfnisse einer Stadt oder einer Provinz beurteilen
können; die Versorgung einer Großstadt mit Lebensmitteln würde
auf die größten Schwierigkeiten stoßen; die Stadt würde bald Über-
fluß haben, bald der Hungersnot ausgesetzt sein.
Auf dieser Regelmäßigkeit fußend, kann man eine Wissenschaft
begründen, deren wichtigste Aufgabe es ist zu untersuchen, worauf
solche Regelmäßigkeit beruht und was sie bedeutet; wird dies erst
klar, dann kann man besser präzisieren, was man bei der Beschaffung
konkreter Zahlen erfahren kann und was nicht, und dabei dann des
näheren angeben, in welchem Umfange die beobachteten Vorgänge
als voneinander abhängig aufgefaßt werden können.
Faßt man die statistische Wissenschaft als eine Lehre der nu-
merischen Beobachtungen überhaupt auf, dann ist die erste Aufgabe
dieser Wissenschaft die, zu untersuchen, wie ihr Zahlenmaterial mit
größtmöglicher Genauigkeit zuwegegebracht werden kann, welche
Fehlerquellen man befürchten muß und wie man solche am besten
beseitigt... Aber als Wissenschaft betrachtet hat die Statistik dann
auch zu untersuchen, welche Schlüsse aus den Erfahrungen gezogen
werden können, die die Beschaffung des Zahlenmaterials lehrt. Hierbei
kommen dann, wie erwähnt, natürlich insbesondere solche Schlüsse
in Betracht, die zum Verständnis der beobachteten Vorgänge in
ihrem ursächlichen Zusammenhang beitragen können.
Es ist indes kaum möglich, diese verschiedenen Aufgaben
voneinander zu trennen. Sie bilden insofern eine Einheit, als man
mit der angestrebten Beurteilung der Genauigkeit statistischer Be-
obachtungen auch gleichzeitig das Mittel zur Nachspürung der Ur-
sachen der beobachteten Erscheinungen hat. Läßt man sich über-
haupt auf Erwägungen über die Glaubwürdigkeit der Zahlen und
deren Nutzen ein, dann gilt es stets in allererster Linie, die Be-
dingungen für die größere oder für die kleinere statistische Regel-
mäßigkeit zu untersuchen. Diese Untersuchung wird freilich in
Wirklichkeit nur darauf hinauslaufen, die numerischen Tatsachen
als Resultate einer Reihe gleichzeitig einwirkender Kräfte zu
verstehen. Ob es sich um das Resultat rein physischer Kräfte,
oder um Kräfte, die sich in der menschlichen oder einer anderen