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keit solcher Beweisführung braucht heute, wo man über weit bessere
Beobachtungen verfügt, nicht hingewiesen zu werden.
Die Sterblichkeits- und Trauungsquotienten sollen nach Quetelet
als typische Eigenschaften des Durchschnittsmenschen zu betrachten
sein. Eine einfache Probe wird uns zeigen, daß dieses keineswegs
zutrifft. Wenn man z. B. für eine Periode die Heiratswahrschein-
lichkeit für beide Geschlechter und die einzelnen Altersklassen be-
rechnet hat, kann man auf dieser Grundlage für ein einzelnes Jahr
ein „Budget“ der Eheschließungen aufstellen. Es wird sich dann
in der Regel, auf Grund der fortwährenden Verschiebungen inner-
halb der Bevölkerung, zeigen, daß sich die Zahl der Trauungen ver-
schieden ergibt, je nachdem man die Zahl der Bräute oder der
Bräutigame berechnet. Es müssen sich also notwendigerweise die
Wahrscheinlichkeitswerte mit den Verschiebungen innerhalb der
Bevölkerung ändern; lägen feste, unveränderliche Naturgesetze vor,
würden solche Verschiebungen nicht denkbar sein.
Übrigens ist schon deshalb die Theorie des Durchschnittsmenschen
nicht anwendbar, weil eine Verhältniszahl wie der Sterblichkeits-
quotient überhaupt nicht als Eigenschaft eines einzelnen Menschen
betrachtet werden kann. Beträgt die Sterblichkeit 2 Proz. der Be-
völkerung, so besagt dies nur soviel, daß unter 100 zwei sterben
werden; von 100 Durchschnittsmenschen, welche also alle genau
dieselben Eigenschaften hätten, würden aber alle gleichzeitig vom
Tode betroffen werden oder alle am Leben bleiben.
Unklar ist auch der Queteletsche Begriff einer tendance au
mariage. In Wirklichkeit ist die Heiratsfrequenz ein kombinierter
Ausdruck, ein Ausdruck nämlich sowohl für die Häufigkeit des
Sieges der Menschen über die sich der Verehelichung entgegen-
stellenden Schwierigkeiten als auch für den Wunsch, verheiratet zu
werden. Quetelet unterscheidet allerdings eine scheinbare von einer
wirklichen Zuneigung zur Ehe (Systeme social, S. 77 ff.); man könne
zur Ehe geneigt sein, ohne jemals verheiratet zu werden, ebenso
wie ein Spieler, trotz guter Chancen zu gewinnen, doch ständig
verlieren kann. Wenn man mit großen Zahlen operierte, würde
sich jedoch, wie er meint, der Unterschied ausgleichen; kurz
und gut, er hat für den eigentlichen Kern der Sache kein Auge
gehabt.
43. Auf dem Gebiete des rein Physischen, wo es sich um die
Anthropometrie handelte, dürften die Verdienste Quetelets am
unbestreitbarsten sein. Hier hat er interessante und anregende