70
einen offiziellen Bericht über die an Staatsleibrentenempfängern in
England gewonnenen Sterblichkeitserfahrungen heraus; einige Jahre
später folgte ein Bericht der alten englischen Lebensversicherungs-
gesellschaft Equitable, und 1843 erschien eine 17 englische
Lebensversicherungsgesellschaften umfassende gemeinsame Sterblich-
keitsuntersuchung. Damit war man einen großen Schritt vorwärts
gekommen. Ein Problem, welches man damals nur streifen konnte,
das aber bei späteren Untersuchungen eine Hauptrolle gespielt
hat, war die Bestimmung des Einflusses, den die Dauer der
Versicherung auf die Sterblichkeit hat; vor allem galt es, die Sterb-
lichkeit kurz nach Abschluß der Versicherung zu finden. Jetzt
folgte eine Reihe von Untersuchungen, so ein gemeinsamer Bericht,
welcher 1899—1903 herauskam und auf den Erfahrungen englischer
Gesellschaften von 1863—1893 beruhte: 1883 erschien eine ent-
sprechende Untersuchung in Deutschland, die mehreren deutschen
Gesellschaften ihre Entstehung verdankte. Gleichzeitig bearbeiteten
auch viele einzelne Versicherungsgesellschaften selbständig ihre Er-
fahrungen, so die angesehene Gothaer Lebensversicherungsbank.
Man hatte bei diesen Untersuchungen besonders den normalen
Lebensverlauf vor Augen; jedoch verfolgten unter anderem die
skandinavischen Gesellschaften nach einem im Jahre 1898 gefaßten
Beschlusse die Aufgabe, die Sterblichkeit für den unter dem
Durchschnitt liegenden Lebensablauf zu bestimmen. Etwas
ähnliches gilt hinsichtlich der im Jahre 1903 von 34 amerikanischen
Lebensversicherungsgesellschaften herausgegebenen Massenuntersu-
chung, die allerdings nicht als ganz geglückt bezeichnet werden
kann. 1912—1914 wurde ein nordamerikanischer Allgemeinbericht
(Medico - Actuarial Mortality Investigation) vom Standpunkte der
Versicherungsärzte aus abgegeben.
Ein Problem, das besonders bei der Berechnung von Sterbe-
jafeln Bedeutung erhielt, war die Ausgleichung; damit befaßten
sich viele Mathematiker, die auf die bestmögliche Art und Weise
zufällige Unebenheiten zu beseitigen suchten, um so ein wahrheits-
getreueres Bild der tatsächlichen Verhältnisse zu gewinnen. Auf
Jiesem Gebiete haben sich die dänischen Mathematiker Opper-
mann, Thiele und Gram bedeutende Verdienste erworben. Thiele
hat u. a. auf die Sterbetafeln der skandinavischen Lebensversicherungs-
yesellschaften das Ausgleichsverfahren angewandt. Auch K. Pear-
son und seine Schüler haben sich mit dem Ausgleichungsproblem
beschäftigt.