Hierher gehörige Beispiele ließen sich noch mehr erbringen.
Vor allem aber, drittens, müssen wir die einzelne volks—
wirtschaftliche Lehrmeinung, wie insbesondere die Entwicklung
der Volkswirtschaftstheorie, bedingt sehen durch die Eigenart
des Wirtschaftsobjektes selbst, das selbst wieder ver—
änderlich, bestimmten Entwicklungen unterworfen und daher
jeweils als Glied einer Entwicklungsreihe anzusehen ist. Ge—
rade auch diese Komponente erscheint für Art und Charakter
wirtschaftswissenschaftlicher Forschung des öfteren von geradezu
ausschlaggebender Bedeutung. Die Veränderlichkeit des
Untersuchungsobjektes beeinflußt — im Zusammenwirken mit
den übrigen Grundlagen — Richtung und Verlauf der Unter—
suchung in naheliegender Weise (wirtschaftsgeschichtliche
Komponente).
Schon die Stellungnahme eines Aristoteles etwa, später
die eines Th. von Aquin, wie überhaupt der mittel—
alterlichen Kirche in der Frage des Zinsnehmens, das all—
gemein abgelehnt wird, geht u. a. auf Wesen und Eigenart der
damaligen Wirtschaftsverfassung zurück. In der einfachen
Geldwirtschaft damaliger Zeit, in der noch keine großen Mengen
realen Kapitales ihre produktionsfördernde und -ermöglichende
Wirkung auszuüben vermochten, hatte die Üübertragung von
Kapitalsnutzung, hatte der Zins als Entgelt hierfür einen
ganz anderen Sinn und eine andere Funktion im Gesamt—
ganzen als in der heutigen Zeit der kapitalistischen Ver—
kehrswirtschaft. Nicht die Kirche hat heute so sehr ihren Stand—
vunkt, sondern der Zins seine innere Natur geändert.
Besonders deutlich ist der Einfluß des Wirtschaftszustandes
auf die Lehre von der Wirtschaft im Zeitalter des Mer kantilis—
mus. In der Zeit zunehmender Verkehrswirtschaft und auf—
blühenden Handelsverkehres, und in einer Zeit besonders greif—
barer Erkenntnis, daß Geld Macht bedeutet, für den Einzelnen
wie für den Staat, liegen die überschätzung der Aufgaben des
Geldes und die einseitigen Vorstellungen von Sinn und
Wirkungen der Handelspolitik, die den Merkantilisten eigen
waren, besonders nahe.