Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

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ERSTER TEIL: GEOGRAPMISCHE GÜTERLEHRE 
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und Herkunft der (Mom —- 
im Welthandel be- 
wegten Mengen 
rechts) nach Erd- 
teilen: 1927. 
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Die Zone vorwiegenden Roggenbaus umfaßt vor allem das 
nordeuropäische Tiefland vom Ärmelkanal über Holland, Belgien, Däne- 
mark, Deutschland, Polen und Rußland bis zum Ural. Sie bedeckt 
also im wesentlichen den mittelmäßigen Boden der eiszeit- 
lichen Ablagerungen und hat zwei Kerngebiete in Ostdeutsch- 
land— Polen und in Mittelrußland. Im Deutschen Reich entfielen 
1927 von der gesamten Getreidefläche rund 40% auf den Roggen. Er ist 
also unser vorherrschendes Getreide und hat seine Hauptverbreitungs- 
bezirke im Osten Norddeutschlands. Rußland ist das erste Roggenland 
der Erde und erzeugt etwa die Hälfte der Welternte.: Das vom großen 
Wolgabogen umschlossene Gebiet ist eine Roggenkornkammer, deren 
Ernte ehedem für die Marktlage dieses Getreides an den Handelsplätzen 
Europas maßgebend war. Neben Rußland und Ungarn tritt. seit 
einigen Jahren auch Polen als beachtenswertet Lieferant auf. Deutsch- 
lands — vor dem Kriege bedeutende — Roggenausfuhr setzt erst neuer- 
dings wieder mit kleinen Mengen ein. 
Von den außereuropäischen Ländern bringt nur Nordamerika im 
Bereiche der Getreidezonen der Vereinigten Staaten und Kanadas 
größere Roggenmengen hervor. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren 
zeigten beide Länder, namentlich aber Kanada, eine bemerkenswerte 
Steigerung der Produktion. In der Union hat sich in der Zeit von 
1910 bis 1919 die Roggenanbaufläche fast verdreifacht, in Kanada ist sie 
bis 1922 gar auf das Zwanzigfache gestiegen. Zum Teil mag das nur 
eine Konjunkturerscheinung sein, zum Teil sind aber auch der zu- 
nehmende Übergang zum regelmäßigen Fruchtwechsel, veranlaßt durch 
den Rückgang der Ernteerträge auf dem durch ständigen Weizenbau 
einseitig ausgenützten Boden, sowie das Vordringen des Getreidebaus 
in Gegenden, die nach Boden und Klima dem Weizenbau nicht mehr 
genügen, zur Erklärung dieser Steigerung heranzuziehen. Denn auch 
jetzt noch, nachdem die Roggen verbrauchenden Länder Europas ihre 
Eigenproduktion wieder fast zur. alten Höhe gesteigert haben, ist die 
Roggenanbaufläche der Union um etwa 60% größer als vor dem Krieg, 
and die Kanadas weist noch mehr als das Sechsfache auf. Übrigens 
wird der Roggen in Amerika vielfach auch wegen seines langen und 
für manche Zwecke besonders geeigneten Strohs angebaut. Da die 
Union und Kanada nur einen sehr geringen Eigenbedarf an Roggen 
aufweisen, treten sie gegenwärtig auch als Ausfuhrstaaten dieser Körner- 
frucht mit ansehnlichen Mengen auf.
	        
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