36 3. Kapitel. Falsche]Kapitalbildung.
sind die Wertschätzungen der Konsumenten für
die Produkte, und das Kapital ist nichts als Kosten, die
der Unfernehmer nur auf Grund jener Wertschätzungen
und bestimmt durch seine Ertragserwartungen für die
Produktion aufgewendet hat.
Auch der Zins für das Leihkapital ist für den Unter-
nehmer Kosten, die er natürlich aus dem Bruttoertrage
seiner Erwerbstätigkeit bezahlen zu können erwartet.
Je höher diese Ertragserwartungen sind, um so höheren
Zins kann er bezahlen. Aber der Zins wird nicht be-
stimmt durch die Höhe dieses Erfrages, Denn in den
Bruttoerträgen stecken ja noch alle sonstigen umlaufen-
den Kosten für Rohstoffe, Löhne usw. Der Unternehmer
kann nun insgesamt nicht mehr an Kosten aufwenden,
als daß er auf die Dauer noch einen gewissen Beinertrag
aus seiner Unternehmung erhält, weil er davon leben
muß.
Es ist aber durchaus möglich, daß ein Unternehmer
für einen gewissen Kapitalbetrag 10% Zinsen bezahlen
kann, während sein eigenes Kapital sich nur mit 8%
oder 6% rentiert. Man darf auch die Exaktheit aller
solcher Rentabilitätsrechnungen nicht überschätzen. Dem
Kapital, dem Boden, der eigenen Arbeit bestimmte Er-
tragsanteile zuzurechnen, wird zwar oft versucht, ist
aber willkürlich und verkennt die Ursachen der Ertrags-
erziehung. In der Privat-, Land- und Forstwirtschafts-
lehre sind auf Grund der materialistischen Wirtschafts-
auffassung noch große Irrtümer damit verbunden].
Auch das einer Unternehmung zusrunde gelegte Geld-
kapital kann nicht zerlegt und einzelne Teile davon Er-
tragsanteilen zugerechnet werden. Wenn eine Unterneh-
mung mit 80000 Mark Kapital 8000 Mark Reinsewinn
1 Vergleiche dazu zahlreiche Aufsätze von mir in forst-
lichen Zeitschriften und die daran anknüpfende Literatur,
jetzt insbesondere auch F. Stapelberg: „Die Zurechnungs-
theorie in der Privatwirtschaftslehre.“ Freiburger Diss. 1930.