Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

IL Die Kapitalbildung der öffentlichen” Körperschaften, 45 
letzten Jahren, also in einer Zeit, in der durch steigende 
Reparationslasten ganz besonders ein Preisdruck zu 
erwarten gewesen wäre, indirekt ebensoviel zu der heu- 
tigen unzureichenden Kapitalbildung beigetragen hat. 
Aber die Lohnzahlungen verlangen nur vermehrtes um- 
laufendes Kapital, während eine direkte Inanspruch- 
nahme des Marktes für stehendes Kapital vor allem von 
den öffentlichen Körperschaften ausgegangen ist, die, 
meist unter dem Druck politischer Verhältnisse, ihr 
Tätigkeitsgebiet immer weiter ausdehnten. Wenn man 
also die Kapitalbildung in Deutschland fördern und den 
Zinsfuß senken will, wird man vor allem darauf bedacht 
sein müssen, die öffenflichen Ausgaben einzuschränken. 
Auch die Kapitalzufuhr aus dem Auslande darf im all- 
gemeinen, wie unten zu zeigen sein wird (Kapitel VII 
und VII), gerade für die öffentlichen Körperschaften 
einstweilen nicht in Betracht kommen, weil, selbst wenn 
diese Anlagen rentieren — diese Rentabilität ist aber 
gerade bei den Sffentlichen Körperschaften besonders 
zweifelhaft —, doch mindestens die Rückzahlung durch 
Steuern erfolgen muß, sofern nicht die Aufnahme neuer 
Anleihen geling$f. 
Aber auch bei mancherlei Ausgaben der Erwerbswirt- 
schaften darf man zweifelhaft sein, ob sie als Kapital- 
bildung anzusehen sind. Das gilt zum Beispiel für kost- 
spielige Verwaltungsgebäude, die sich nicht nur öffent- 
liche Körperschaften, Krankenkassen und dergleichen, 
sondern auch viele größere Erwerbswirtschaften ge- 
leistet haben. Die I. G. Farbenindustrie baut ein neues 
Verwaltungsgebäude für 100 Millionen Mark, was einer 
9 %o-Dividende auf ihr Kapital entspricht! Daß die 
vielen Bankgsebäude, die in der Inflationszeit errichtet 
wurden, unnötig waren, wird heute allgemein zugegeben, 
Aber auch sonst ist ein größerer Teil der kostspieligen 
Verwaltungsgebäude einfach als Kollektivkonsum anzu- 
sehen. Dieser ist heute zu sehr ausgedehnt worden, und 
dadurch wird nicht nur der individuelle Konsum, son- 
dern auch die eigenfliche Kapitalbildung eingeschränkt,
	        
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