52 4. Kapitel. Die Kapitalbildung j in der Unternehmung selbst.
Kapital wäre die Unmöglichkeit besonders deutlich, es
einfach als knapp zu erklären und so auf jede Erklä-
rung der Kapitalbildung zu verzichten, nur mit der
„Begründung“, daß das in die Psychologie führe. Das
kann nur diejenigen schrecken, die die Nationalökono-
mie für eine Naturwissenschaft halten.
Der Zins und der Unternehmergewinn (Grenzertrag)
sind zwar kein absolut sicherer Regulator der Kapital-
bildung. Wie ich in den „Grundsätzen“ gezeigt habe,
kann trotzdem die Anwendung technischer Fortschritte
zu schnell erfolgen, und auch die Spekulation kann unter
Umständen die höchsten Zinsen bezahlen. Immerhin
sind die Rentabilitätsaussichten der einzige Regulator,
der in der heutigen Wirtschaftsordnung das Angebot
und die Ausgleichung zwischen Konsum und Produktion
bestimmt,
Bei der Kapitalbildung im Betriebe selbst ist nun
aber der landesübliche Zinsfuß als Richtungsweiser und
Steuerungssignal für weitere Kapitalinvestitionen zu
einem erheblichen Teil ausgeschaltet. Gewiß sind Ren-
tabilitätsaussichten auch für die neuen Kapitalanlagen
im letzten Grunde entscheidend. Aber sehr häufig er-
folgen sie doch langfristig im Hinblick auf eine erst
künftig erwartete Rentabilität, oder umgekehrt, sie er-
folgen auf Grund augenblicklicher Konjunkturen, deren
Dauer oft überschätzt wird. Jedenfalls ist eine Unter-
nehmung, die große eigene Mittel angesammelt hat, von
den augenblicklichen Verhältnissen des Kapitalmarktes
unabhängig, und die Bremswirkung, die ein höherer
Zinsfuß auf die Expansionstendenz ausübt, gilt für sie
nicht.
Wenn aber die im Tauschverkehr erzielten Erträge
im Wege der Selbstfinanzierung oft auch für weniger
rentable Zwecke verwendet werden, so ist ganz klar,
daß das Fehlen dieser Summen auf den freien Kapital-
markt ganz ebenso wirkt, wie manche Geldinanspruch-
nahme der öffentlichen Körperschaften, Die für die Ka-