64 5. Kapitel. Kapitalbildung und Börsenspekulation.
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bei Rückzahlung des Kredits wieder zurückgeht. Ihre
Liquidität steigt dann. Ebenso vollzieht sich bei der
Notenbank, bei der solche Kreditschöpfung durch Bank-
notenausgabe erfolgt bzw. erfolgen kann, das Ein-
schrumpfen der Umsätze aufomatisch durch Rück-
strömen derselben. Eine Freisetzung von Kapital findet
nicht statt, Auch hier macht erst die neue Gewährung
von Kredit das Geld zu Kapital.
IL. Die Wirkungen des Spekulationskapitals auf die
Konjunkturen.
Besteht also über die Bindung von Kapital durch die
Effektenspekulation kein Zweifel, so erhebt sich die
weifere Frage: Wie wirkt das auf die sonstige Kapital-
bildung? Diese Frage ist ungefähr identisch mit der
weiteren: Wie wirkt die Beanspruchung von Kapital
durch die Börsenspekulation auf die Konjunkturschwan-
kungen? ,
Jeder Kauf von Effekten bedeutet eine Enfschei-
dung des Wirtschafters über das Problem: Kapitalbil-
dung oder Konsum, und kann zu kleinstem Teile zu
einem Mißverhältnis zwischen beiden in der ganzen
Volkswirtschaft beitragen, wie ich das lange vor
Cassel, den Balosh zitiert, und viel schärfer in meinem
Aufsatze „Theorie des Sparens und der Kapital-
bildung“ ausgeführt habe (Schmollers Jahrbuch 1912,
dann auch in den „Grundsätzen“ Band II). Die Spekula-
tion aber reizt ganz besonders zur Widmung von Ein-
kommensteilen dafür, weil da die in Aussicht stehenden
Gewinne unter Umständen viel höher sind als die durch
Kreditgewährung und Beteiligung zu erzielenden Er-
träge. Nun ist es allerdings möglich, daß durch die
Effektenspekulation nicht die Sachkapitalbildung zu
sehr ausgedehnt wird, sondern gerade umgekehrt der
Konsum, so daß von dieser Seite aus das richtige
Verhältnis beider erschüttert wird. Das ist deshalb mög-
lich, weil die durch Spekulation erzielten Gewinne, ob-