Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

84 6. Kapitel. Die Arten der Beschaffung und Verwendung. 
teiligung an deutschen Unternehmungen, Letztere wird 
bekämpft mit dem Schlagwort Überfremdungs. 
Aber auch diejenigen, die die Gefahren einer solchen 
betonen, haben zugegeben, daß es Fälle gibt, in denen 
die Beteiligung des Auslandes an deutschen Unterneh- 
mungen unbedenklich ist. Mit Recht wurde, außer dem 
gelegentlichen Erwerb von Aktien an deutschen Börsen 
durch Ausländer, die Einführung deutscher Aktien an 
ausländischen Börsen als ein solcher Fall genannt. Wenn 
demgegenüber eingewendet wird, daß solche, meist spe- 
kulativen Käufe deutscher Aktien durch Ausländer viel 
nachteiliger sein können als die Übergabe einer Minori- 
tätsbeteiligung in eine Hand zu dauernder Anlage, so 
kann dem nicht unbedingt zugestimmt werden. Gewiß 
kann vorübergehend ein Angebot deutscher Aktien 
durch Ausländer auch an inländischen Börsen den Kurs 
drücken. Aber die Börsenkreise und damit die Finanz- 
presse überschätzen häufig die volkswirtschaftliche Be- 
deutung eines hohen Kurses. Bei gleichbleibenden Er- 
trägen ist es volkswirtschaftlich völlig gleichgültig, ob 
die Spekulation eine Aktie mit 200 oder mit 300% 
bewertet. Derjenige Kurs ist der normale, der mit 
dem allgemeinen Kapitalzins des Landes, wie er sich am 
deuflichsten im landesüblichen Zinsfuß ausspricht, in 
Beziehung steht, Da dieser in Deutschland 9—10% be- 
trägt, ist es unberechtigt, von Aktien, die nur mit 3—5 % 
rentieren, einen höheren Kurs als 50% zu erwarten. Der 
größte Teil der im letzten Jahre zu verzeichnenden 
Kursrückgänge scheint mir nur eine endliche Änpas- 
sung der Kurse an die tatsächlichen Ertragsaussichten 
zu sein. Es ist eine wichtige volkswirtschaffliche Auf- 
gabe, die Kurse möglichst gleichmäßig zu halten, auch 
wenn dabei die Börsenspekulation wenig verdient. Und 
je mehr das gelingt, um so weniger wird auch der aus- 
ländische Besitz deutscher Effekten den Kurs vorüber- 
gehend drücken können. Es ist auch darauf hinzuweisen, 
daß weitaus größere Kursschwankungen, als sie nor-
	        
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