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wertet sein: „Quasi animos a gignentibus habeamus!‘‘ (Boccaccio).
Man mag hier von „Individualismus“ sprechen, sollte aber dieses
abgegriffene, vieldeutige Wort so selten als möglich gebrauchen.
Wichtig für unser Problem ist das mit dieser Verweltlichung und
Vereinzelung verbundene Erwachen eines vielseitigen Interesses an
den besonderen Dingen dieser bunten Welt.
Es erwacht, wie das vor allem Burckhardt nachgewiesen hat,
im Zeitalter der Renaissance das Interesse am Individuellen: am
Porträt, an der Biographik, an der Psychologie: „Entwicklung des
Menschen!“ Es erwacht das Interesse an der Andersartigkeit, Viel-
artigkeit, Eigenart der Erscheinungen: an fremden Völkern und
deren Kulturen, an vergangenen Zeiten, an den Vorgängen der
Gegenwart (Zeitung!), an der Örtlichkeit, an der Tier- und Pflanzen-
welt ebenso wie an dem Kunstwerk (Sammlungen!).
Dieses Erwachen- des Interesses an den KEinzeldingen.. steht nun
aber wiederum im engsten Zusammenhange mit der Veränderung;
die die Stellung des erkennenden Subjekts zur Wirklichkeit er-
fährt. Denn wie alles sich wandelt, so auch diese. Die erkennenden
Subjekte selbst werden nach ihrer sozialen Herkunft andere: an
Stelle der Kleriker treten Literaten, Schriftsteller, Professoren, Staats-
männer, Geschäftsleute, Laien aller Art, und die Art, wie sie die
Welt betrachten, wird ebenfalls eine andere: es entsteht die mo-
derne „Wissenschaft“, der wir uns nunmehr zuwenden,
2, Das Wesen der modernen Wissenschaft
Auch die neue Form der Erkenntnis erhält, wie es nicht anders
sein kann, ihr Gepräge durch
ı. die Verweltlichung des Wissens. Diese Säkularisation
äußert sich in der Begründung des Wissens, in der Zwecksetzung des
Wissens und im Gegenstande des Wissens (und der Art seiner Er-
fassung).
Die Begründung des Wissens wird insofern verweltlicht, als
das Wissen von der Offenbarung auf Vernunft und „Erfahrung“
gestellt wird. „Das Band zwischen den religiösen Ideen als Mitteln
der Konstruktion und der Wirklichkeit wird zerrissen“ (Dilthey).
Damit entsteht ein neuer selbständiger Kulturbereich neben Religion.