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jeden Theorie, dem Wechsel der Erscheinungen, welche sie uns zum
Verständnis bringen soll, in allen Phasen zu folgen. Jede neue Er-
scheinung, welche das Leben hervorbringt, jede‘ neue Entwicklungs-
phase der Phänomene bietet ein neues Problem der exakten Richtung
der theoretischen Forschung... Die Tatsache der Entwicklung...
läßt den formalen Charakter der Ergebnisse der exakten Forschung
unberührt, sie modifiziert und erweitert indessen den Kreis der Ob-
jekte.‘ 10
Daß die klassischen Nationalökonomen, ebensowenig wie es die
Grenznutzler waren, der Problematik der geschichtlichen Natur des
Wirtschaftslebens nicht gewachsen gewesen sind, wissen wir heute
sehr gut, wir wissen auch, warum sie es nicht sein konnten. Die Ver-
treter der „historischen Schule“ wußten weder das eine noch das
andere und waren der Problematik des Historismus selbst nicht ge-
wachsen. Deshalb hatten sie aber auch kein Recht, ihre Gegner des
Mangels an historischem Sinn zu zeihen und ihnen „Absolutheit“
ihrer Lösungen vorzuwerfen.
Die übrigen drei Vorwürfe, die man gegen die orthodoxe National-
ökonomie erhob (und zuweilen noch erhebt) sind untergeordneter und
mehr methodischer Natur. Es sind:
A. Vorwurf der Isolierung der wirtschaftlichen Erschei-
nungen. Namentlich werden wiederum die Begründer der histo-
rischen Schule nicht müde, diesen Vorwurf zu erheben und dagegen
die enge Verbundenheit aller Vorgänge der menschlichen Gesellschaft
mit der Wirtschaft zu betonen. Man soll nie vergessen, meint
Roscher, daß in dem Begriff der Nationalökonomie nicht bloß ein
wirtschaftliches Element sich befindet, sondern ebensowohl die Ele-
mente Volk, Staat usw. „Wir müssen den Leser daran gewöhnen, daß
er bei der geringsten einzelnen Handlung der Volkswirtschaftspflege
immer das Ganze, nicht bloß der Volkswirtschaft, sondern des Volks-
lebens vor Augen habe...‘“11 Diesen Punkt betont mit besonderem
Nachdruck unter Berufung auf Knies, Schüz, Roscher u, a.
immerfort J. Kautz, seinerzeit einer der Herolde der neuen Schule:
1 CC, Menger, a. a. O0. 8. 116/117. |
u W. Roscher, System der Nationalökonomik. r, 45. Vgl. desselben Ab-
handlung „Über die Wissenschaft der Nationalökonomie und die notwendige Reform
derselben‘ in der Deutschen Vierteljahrsschrift 1849, Heft ı.