Full text: Die drei Nationalökonomien

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Der Arbeitsideen: wenn die Merkantilisten oder Friedrich List 
die Idee der Volkswirtschaft in den Mittelpunkt ihrer Forschung 
stellten, so taten sie es zweifellos darum, weil sie durch ihre Lehren 
dazu beitragen wollten, daß ihre Staaten und ihre Völker an Macht 
und Ansehen gewönnen; wenn dann von den Klassikern und ihren 
Nachfolgern das Interesse auf die Marktverhältnisse, das heißt die 
Austauschverhältnisse, gelenkt wurde, so lag diesem Wechsel des 
Blickpunktes ebenso unzweifelhaft eine größere Gleichgültigkeit 
gegenüber dem Schicksal eines Landes und eine liberalistisch- 
individualistisch-pazifistische Sinnesrichtung zugrunde. Alle Volks- 
wirtschaftler sind „Fascisten“, alle „Sozialökonomen“ sind „Pazi- 
fisten‘“, könnte man sprechen. 
Wenn man gesagt hat: die Grenznutzenlehre sei eine Ausgeburt 
der Angst vor dem Sozialismus: „il conservatorismo latente degli 
economisti & una necessitä logica del loro insegnamento‘‘8, so steckt 
in diesem Urteil zweifellos ein sehr berechtigter Kern. Ebenso, wie 
die Vorliebe der sozialistischen Forscher für die „dialektische‘““ Me- 
thode sich aus ihrer parteipolitischen Einstellung unschwer erklären 
Jäßt: es ist naturgemäß einem Bourgeoisherzen sehr sympathisch, 
wenn die Ergebnisse seiner Forschung zu der Erkenntnis führen, 
daß die kapitalistische Wirtschaftsordnung die beste aller Wirt- 
schaftsordnungen ist, wie es dem Sozialisten Freude macht, sich 
einer Forschungsmethode zu bedienen, mit deren Hilfe er nachweisen 
kann, daß „alles, was entsteht, wert ist, daß es zugrunde geht“ 
Und daß der Beweisstoff „unwillkürlich‘“ ausgewählt wird im 
Hinblick auf das, was man beweisen „möchte‘‘, ist eine durch un- 
zählige Fälle bestätigte Erfahrungstatsache, die psychologisch sich 
leicht begründen läßt. Begegnen wir ihr doch selbst in den Natur- 
wissenschaften: Niemand wird verkennen können — beispielsmäßig —. 
daß dem Gegensatz von Weißmannismus und Semonismus die po- 
litisch-weltanschaulichen Gegensätze von Konservatismus und Libe- 
ralismus zugrunde liegen. 
Aber ich glaube nun, man sollte diese zweifellos richtige Ansicht, 
daß unser Wiesen seinsgebunden“ ist und deshalb immer ein not- 
8 Arturo Labriola, L €.
	        
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