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notwendig verschieden gestalten in den Köpfen der Bourgeoisie und
des Proletariats. Beides hat nun aber doch mit Wissenschaft, die die
politische Ökonomie sein will, nichts zu tun. Die sozialen Ideale sind
natürlich in ihrer Entstehung, wie wir zur Genüge klargestellt haben,
durchaus „seinsgebunden‘‘ und deshalb sicher verschieden für Bour-
geoisie und Proletariat. Warum aber die wissenschaftliche Erkenntnis
dieser Ideale, die Erörterung der Begründung und der Folgen eines
Arbeiterschutzgesetzes, ebenso seinsgebunden und ‘darum in ihren Er-
gebnissen klassenbestimmt sein sollen, ist durchaus nicht einzusehen.
Daß der Bourgeois Marx der Begründer der „proletarischen‘““ Natio-
nalökonomie geworden ist, widerlegt ja schlagend die Irrlehre von
einer klassengebundenen Nationalökonomie. Daß der bürgerliche oder
sozialistische „Standpunkt‘“ des Forschers Richtung und Art der
Forschung beeinflussen kann, wurde oben ausdrücklich zugegeben.
Man kann also von bürgerlichen und sozialistischen Nationalöko-
nomen sprechen. Eine bürgerliche und sozialistische Nationalöko-
nomie einander gegenüberzustellen, ist Unsinn.
Wir müssen uns-nun auch. darüber klar sein, daß in vielen Fällen
der Forscher den Standpunkt, auf den ihn ohne sein Wissen und
seinen Willen die Umwelt, oder wie wir auch sagen können: die Zeit
stellt, gar nicht aufgeben will und nicht aufzugeben braucht. Das
heißt: daß wir mit einem gewissen Maße von „Seinsgebundenheit“
rechnen und rechnen können, ohne darum den gewonnenen Er-
kennninissen die Allgemeingültigkeit absprechen zu müssen. Gewiß
Irägt uns die Zeit die Probleme zu, unser „Werturteil‘‘ veranlaßt
ans, bestimmte Stoffgebiete auszuwählen, bestimmte Fragen zu
stellen: wir behandeln heute den Kapitalismus, weil er unser Schicksal
geworden ist, oder das Geldwesen, weil uns das Geldproblem auf den
Nägeln brennt. Aber das bedeutet eine Relativierung unserer Erkennt-
nis, die wir als solche kaum verspüren. Gewiß hegen nur die An-
hänger eines bestimmten Kulturkreises den Glauben an bestimmte
Axiome: nur im Bereiche der westeuropäischen Kultur ist das
kausale Denken ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Wissen.
schaft geworden. Aber dieser Glaube ist so allgemein, daß wir
uns ebenfalls seiner Relativität gar nicht mehr bewußt werden: wir
haben ihn zu einem gleichsam selbstverständlichen Apriori alles