Full text: Die drei Nationalökonomien

Zweiter Teil 
Die drei Nationalökonomien 
Frster Abschnitt 
Die richtende Nationalökonomie 
Viertes Kapitel 
Die Erkenntnisziele der richtenden Nationalökonomie 
Die richtende Nationalökonomie will lehren nicht sowohl das, was 
m Wirklichkeit{ unter der hier immer soviel wie Verwirklichung in 
Raum und Zeit, wo es sich um Kulturerscheinungen handelt, also 
soviel wie Geschichte verstanden wird) ist, als vielmehr das, was 
sein soll. Ihre Verireter fassen also die Nationalökonomie als eine 
Normwissenschaft auf. 
Diese „normative‘“ Nationalökonomie (ein Ausdruck, der jetzt oft 
in sehr salopper Weise gebraucht wird und seiner Vieldeutigkeit 
wegen lieber vermieden werden sollte) hat als Gegensatz die „explika- 
tive‘ Nationalökonomie, die die Zusammenhänge der Wirklichkeit er- 
kennen will. Sie ist nicht etwa gleichzusetzen dem, was man üblicher- 
und sehr verschwommenerweise als „praktische‘“ Nationalökonomie 
bezeichnet. Diese ist, wenn man dem Worte überhaupt einen ver- 
aünftigen Sinn unterlegen will, wie wir noch genauer sehen werden, 
3ine Lehre, die es sich zur Aufgabe macht, Mittel für gesetzte Zwecke 
aufzufinden, das heißt also (in der Kantschen Sprechweise) hypo- 
thetische Imperative, „Imperative der Geschicklichkeit‘“ aufzustellen, 
and die sich dadurch als Kunstlehre zu erkennen gibt: siehe darüber 
das 117. Kapitel. 
Noch viel weniger hat die richtende Nationalökonomie zu tun mit 
der „teleologischen‘‘ oder Zweck-Mittel-Betrachtungsweise, die nichts 
anderes als die Anwendung einer bestimmten Arbeitsidee bedeutet
	        
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