Full text: Die drei Nationalökonomien

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sondern stellt nichts anderes als eine Spiegelung der zufälligen histo- 
rischen Gesellschaft dar, in der er lebte, an der er nur einige seinem 
persönlichen Ideal entsprechende Korrekturen vornimmt. 
Wenn es aber selbst dem gewaltigen Geiste Kants nicht gelungen 
ist, eine „richtige‘ Wirtschaft (und Gesellschaft überhaupt) „evi- 
dent‘ zu machen, das heißt also, wie wir nun hoffentlich begriffen 
haben, eindeutig zu ‚bestimmen, so wird die Unausführbarkeit 
dieses Unterfangens wohl in der Sache selbst begründet sein. In der 
Tat ist dem so. Nicht als ob es keine a prioris der Wirtschaft gäbe. Ich 
werde ihrer selbst eine Menge namhaft machen. Aber sie betreffen 
immer nur die Form oder wenn man will: einzelne Bestandteile 
der Wirtschaft: in aller Wirtschaft ist Wirtschaftsgesinnung, Ordnung, 
Technik; in aller Wirtschaft sind Sachgüter; es gibt nur zwei „Pro- 
duktionsfaktoren‘‘; ‚alle Wirtschaft erfolgt in Betrieben usw. Das 
sind echte a prioris. Aber sie beziehen sich nie auf das Ganze eines 
Wirtschaftssystems. Diesem haftet stets empirischer Stoff an. 
Das bisherige Ergebnis unserer Untersuchung ist also dieses: die 
„richtige‘“‘ Wirtschaft ist weder zu finden mit Hilfe des Erfahrungs- 
wissens, noch mit Hilfe des Evidenzwissens. Führt darum aber über- 
haupt kein Erkenntnisweg zu ihr? Doch. 
3. Wie ist richtende Nationalökonomie möglich? 
Ist die „richtige‘‘ Wirtschaft überhaupt zu finden mit Hilfe irgend- 
einer Erkenntnis? Ist sie überhaupt ein „Erkenntnis“problem? Um 
diese‘ Fragen zu beantworten, müssen wir uns noch cinmal zu 
völliger Klarheit bringen, daß das Problem der „richtigen“ Wirt- 
schaft und somit der Aufgabenkreis der richtenden Nationalökonomie 
aus drei Bestandteilen besteht, sofern es sich handelt: 
ı. um die Einsicht in die letzten Werte; 
2. um die Erkenntnis der richtigen Mittel zur Verwirklichung 
der Zwecke; 
3. um den Appell an den Willen, das Richtige zu tun. 
Der 3. Punkt enthält überhaupt kein Erkenntnisproblem und 
scheidet aus; der 2. Punkt ist zwar ein Erkenntnisproblem, gehört 
aber in die Kunstlehre (Technologie) und scheidet ebenfalls aus;
	        
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