Vorwort,
Die vorliegende Schrift behandelt den rechtssystematischen Aufbau
des Meistbegünstigungsproblems. Die Untersuchung geht von der Ver-
sinbarung der Meistbegünstigung aus und verzichtet somit auf eine
wirtschaftspolitische Rechtfertigung der Klausel, Neben der rechtlichen
Erkenntnis will sie jedoch auch einem im weiteren Sinne politischen
Zwecke dienen. Die Meistbegünstigung wird nämlich nur dann die
Grundlage für das internationale Handelsvertragssystem bilden können,
wenn eine objektive Auslegung der Klausel gewährleistet und sie so-
mit den subjektiven Interessen der nationalen Handelspolitik ent-
rückt ist,
Es liegt auf der Hand, daß der konkrete Inhalt des Meistbegün-
stigungsanspruchs, der sich nach der jeweiligen Behandlung des dritten,
meistbegünstigten Staates bemißt, hier nicht dargestellt werden soll.
Da er variabel ist, läßt er sich nur für jeden Handelsvertrag in
ainem gegebenen Zeitpunkt bestimmen.
Ebenso scheiden die Fragen, welche in die allgemeinen Lehren
vom Handelsvertrag gehören, wie z. B. die Nationalität der Ware,
die zollpolitischen Maßnahmen gegen das Dumping usw., aus dem
Rahmen dieser Arbeit aus,
Der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, die mir für diese
Arbeit, insbesondere für meine Studien in der Bibliothek des Völker-
bundes in Genf, ein Forschungsstipendium gewährt hat, sage ich auch
an dieser Stelle meinen Dank.
Amsterdam, April 1930.
KLAUS BONHOEFFER,