Full text: Deutscher Industrie- und Handelstag

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man der Landwirtschaft Lebensfähigkeit und den in ihr Tätigen 
eine Lebenshaltung gibt, die alles in allem genommen, unter Ein— 
beziehung also der gesicherteren Verwendung der Arbeitskraft, nicht 
als allzu tief unter den Lebensbedingungen der Stadt stehend ein⸗ 
geschätzt wird. Die Frage der Bevölkerungsverteilung ist daher 
zum großen Teil eine Frage der Wiederaufrichtung der Landwirt— 
schaft. Diese Aufgabe ist auch aus rein wirtschaftlichen Gründen 
die dringlichste Aufgabe dieser Zeit geworden. Immer noch leben 
bon 100 Berufstätigen im Reiche 23 von der Landwirtschaft, 
ungerechnet die Gewerbetreibenden auf dem Lande und in der 
Stadt, deren ganzer Arbeits- und Lebensstand aufs engste mit der 
Landwirtschaft verbunden ist. Für industrielle Erzeugnisse ist die 
Landwirtschaft in normalen Zeiten Abnehmer für 12 Milliarden. 
Der reine Wert ihrer Erzeugnisse beträgt in der Getreidewirtschaft 
2,3 Milliarden Reichsmark, in der Vieh- und Milchwirtschaft 
7.,7 Milliarden Reichsmark. im ganzen 12.5 Milliarden. 
Die 
Bedrängnis der Landwirtschaft 
ist nicht überall in gleichem Maße vorhanden, unzweifelhaft aber 
ist die Notlage in weiten östlichen Gebieten des Reiches zu einer 
hohen Gefahr für die Besitzbehauptung nicht nur im einzelwirt— 
schaftlichen, sondern auch im volkswirtschaftlichen Sinne geworden. 
Das ist bei allen verantwortlich sich Fühlenden erkannt worden. 
Beweis dafür ist, daß die Agrarvorschläge des bisherigen Herrn 
Reichsministers für Landwirtschaft Dietrich, die nicht jedem in 
allem gefallen oder genügen mögen, die aber doch die Wege und in 
manchem neue Wege gewiesen haben, von einer breiten Mehrheit 
im Reichsstag angenommen wurden. Auch in Kreisen der 
Landwirtschaft wird man bei allen Sorgen nicht übersehen 
dürfen, wie sich zu diesen gesetzlichen Hilfsmaßnahmen der 
letzten Zeit eine breite Front aus Vertretern ebenso des Gewerbes, 
der freien Berufe wie auch der industriellen Arbeiterschaft zu— 
sammentat. Das ist vielen nicht leicht gefallen, nicht nur solchen, 
die in Freihandelsgedanken verharren, sondern auch anderen. Die 
Worte, mit denen Professor Dessauer vom Zentrum im Reichs— 
tag diese einheitliche Zustimmung zu einem Hilfswerk für die Land— 
wirtschaft begleitete, sollten nicht ohne Eindruck bleiben. Die 
Zeiten, wo man den ostdeutschen Körnerbau glaubte vernachlässigen
	        
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