Die Reorganisation der Weltwirtschaft
11.
tigt werden. Bisher ist nach dem Weltkrieg der entgegengesetzte
Weg beschritten worden. Es kam einem jeden Staat darauf an,
die ihm gewordenen Schäden auf andere Staaten überzuwälzen, die
Sieger auf die Besiegten und die Sieger untereinander auf die best-
gestellten unter ihnen. An Stelle einer Behebung der Gesamtschäden,
welche die Weltwirtschaft durch den Krieg erlitt, herrschte das Be-
streben, diese Schäden möglichst auf andere zu isolieren und als
Mittel hierzu dient der von uns geschilderte weitgehende Protek-
tionismus. Was hiermit „erreicht“ worden ist, zeigt der heutige
Stand der Weltwirtschaft.
Es fragt sich, ob die in die Weltwirtschaft verflochtenen Länder
eine andere, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen vermögen;
ob sie sich allmählich bereitfinden werden, an Stelle der die Welt-
wirtschaft versperrenden Begrenzung durch hohe Zölle freihänd-
lerische Tarife zu setzen, selbst wenn hier zunächst einzelne
„nationale“ Fortschritte bedroht erscheinen, diese Politik aber ein-
zuschlagen, damit durch die Verstärkung des internationalen Wett-
bewerbes eine Reduzierung der Erzeugungskosten, eine Verbilligung
der Waren und damit eine Steigerung des Absatzvolumens statt-
finde: es fragt sich, ob die überseeischen Gebiete bereit sind, wenig-
stens einen Teil der ihnen so rasch zugefallenen kostspieligen Selbst-
versorgung zu opfern, um ihre landwirtschaftlichen und rohstoff-
lichen Erzeugungen auf eine um so gesündere Basis zu stellen; es
Iragt sich, ob die Arbeiterschaften verschiedener Länder den Mut
und die Selbsthingabe aufbringen, auf ihnen naheliegende, gewiß
sozialpolitisch höchst erstrebenswerte Ziele zu verzichten, so lange
diese zu einer gefährlichen Verteuerung der Erzeugung beitragen,
die solange nicht haltbar ist, wie der Bedarf der Welt nicht wieder
die Zeichen wachsenden Wohlstandes trägt; und es fragt sich letz-
tens und erstens, ob die Staaten lernen können, daß man die un-
produktiven Ausgaben des Weltkrieges nicht dadurch für die Sieger-
länder wirtschaftlich ausgleichen kann, daß man einen Teil der Welt
mit Schulden belastet.
Man sage nicht, daß unter diesem Gesichtspunkt die Genesung
der Weltwirtschaft nur „Opfer“, nur Abbau erfordere. Es gibt Ent-
wicklungen genug, die auch in positiver Weise den weltwirtschaft-
lichen Aufbau fördern können, die keinen „Verzicht“ bedeuten. Da-
Levy, Weltmarkt R