3 Außenhandel und Wirtschaftsnot
bei dem heutigen Stande der wirtschaftsstatistischen Hilfsmittel
noch nicht möglich. Auch wäre eine solche Trennung vielleicht
vom weltwirtschaftlichen Standpunkte gar nicht konsequent durch-
Führbar. Denn ein jedes Land mit verarmter Binnenwirtschaft ist
ohne weiteres ein verarmter Wirtschaftskunde, seine Verarmung
also mittelbar wieder der Anlaß verringerter Ausfuhr anderer Län-
der. Es ist ohne weiteres klar, daß die Verarmung von Millionen
früherer kaufkräftigerer Menschen in Deutschland durch die rein
politisch zu verstehenden Lasten, die ihm aufgebürdet wurden, die
Kaufkraft Deutschlands gegenüber seinen nachbarlichen Lieferan-
ten geschwächt hat. Damit aber ist zugleich wiederum die Kauf-
kraft dieser Länder, deren Ausfuhren sich verringert haben, gegen-
über dritten Ländern geschwächt. Aus einer anscheinend nur das
interne Gebiet eines einzelnen Landes treffenden Tatsache — es
gibt auch Tatsachen mit absolut weltwirtschaftlichem Charakter:
wie etwa die Steigerung überseeischer Getreidepreise, Mißraten der
amerikanischen Baumwollernte oder dergleichen — wird ohne wei-
teres eine weltwirtschaftliche Tatsache, weil heute alle Länder zu
sehr kommerziell miteinander verbunden sind, um eine Scheidung
ihres Wohlstandes in rein volkswirtschaftliche und rein weltwirtschaft-
liche Einflußgebiete zuzulassen. Es ist sicher, daß eine Besserung
des Außenhandelsvolumens eines Landes durch Erhöhung seiner
Ausfuhr unter Umständen nur „ein“ Moment sein kann, das zur
Hebung seiner wirtschaftlichen Lage beiträgt. Der Außenhandel
allein bestimmt nicht die Gesamtheit des Volkswohlstandes. Ebenso
kann eine wesentliche Steigerung der inneren Kaufkraft eines Lan-
des Verluste im Außenhandel teilweise ersetzen, ohne daß diese
unbedingt auf stärkere weltiwirtschaftliche Verwobenheit zurück-
geführt werden müßte. Aber andererseits ist heute unbedingt für
jedes Land — je nach seiner weltwirtschaftlichen Bedeutung —
die Verbesserung der Ausfuhr ein wesentliches Moment für die
Verbesserung seiner Wirtschaftslage. In diesem Sinne ist also die
Betrachtung des gesamten Außenhandelsvolumens der Welt für
jedes zivilisierte, das heißt arbeitsteilig in die Weltwirtschaft ein-
gegliederte Gebiet, von Bedeutung, wenn sich auch der Anteil, den
das verringerte Welthandelsvolumen an den nationalen Wirtschafts-
nöten hat. im einzelnen nicht genau begrenzen läßt.