Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

3 Außenhandel und Wirtschaftsnot 
bei dem heutigen Stande der wirtschaftsstatistischen Hilfsmittel 
noch nicht möglich. Auch wäre eine solche Trennung vielleicht 
vom weltwirtschaftlichen Standpunkte gar nicht konsequent durch- 
Führbar. Denn ein jedes Land mit verarmter Binnenwirtschaft ist 
ohne weiteres ein verarmter Wirtschaftskunde, seine Verarmung 
also mittelbar wieder der Anlaß verringerter Ausfuhr anderer Län- 
der. Es ist ohne weiteres klar, daß die Verarmung von Millionen 
früherer kaufkräftigerer Menschen in Deutschland durch die rein 
politisch zu verstehenden Lasten, die ihm aufgebürdet wurden, die 
Kaufkraft Deutschlands gegenüber seinen nachbarlichen Lieferan- 
ten geschwächt hat. Damit aber ist zugleich wiederum die Kauf- 
kraft dieser Länder, deren Ausfuhren sich verringert haben, gegen- 
über dritten Ländern geschwächt. Aus einer anscheinend nur das 
interne Gebiet eines einzelnen Landes treffenden Tatsache — es 
gibt auch Tatsachen mit absolut weltwirtschaftlichem Charakter: 
wie etwa die Steigerung überseeischer Getreidepreise, Mißraten der 
amerikanischen Baumwollernte oder dergleichen — wird ohne wei- 
teres eine weltwirtschaftliche Tatsache, weil heute alle Länder zu 
sehr kommerziell miteinander verbunden sind, um eine Scheidung 
ihres Wohlstandes in rein volkswirtschaftliche und rein weltwirtschaft- 
liche Einflußgebiete zuzulassen. Es ist sicher, daß eine Besserung 
des Außenhandelsvolumens eines Landes durch Erhöhung seiner 
Ausfuhr unter Umständen nur „ein“ Moment sein kann, das zur 
Hebung seiner wirtschaftlichen Lage beiträgt. Der Außenhandel 
allein bestimmt nicht die Gesamtheit des Volkswohlstandes. Ebenso 
kann eine wesentliche Steigerung der inneren Kaufkraft eines Lan- 
des Verluste im Außenhandel teilweise ersetzen, ohne daß diese 
unbedingt auf stärkere weltiwirtschaftliche Verwobenheit zurück- 
geführt werden müßte. Aber andererseits ist heute unbedingt für 
jedes Land — je nach seiner weltwirtschaftlichen Bedeutung — 
die Verbesserung der Ausfuhr ein wesentliches Moment für die 
Verbesserung seiner Wirtschaftslage. In diesem Sinne ist also die 
Betrachtung des gesamten Außenhandelsvolumens der Welt für 
jedes zivilisierte, das heißt arbeitsteilig in die Weltwirtschaft ein- 
gegliederte Gebiet, von Bedeutung, wenn sich auch der Anteil, den 
das verringerte Welthandelsvolumen an den nationalen Wirtschafts- 
nöten hat. im einzelnen nicht genau begrenzen läßt.
	        
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